Oberhausen. . Beim Berliner Theatertreffen werden ausgewählte Inszenierungen gezeigt - “Nora oder Ein Puppenhaus“ des Regisseurs Herbert Fritsch, das im Theater Oberhausen aufgeführt wurde, ist dabei. Die Theaterfreunde lassen sich das natürlich nicht entgehen.

Eine Leistungsschau des deutschsprachigen Theaters ist das Berliner Theatertreffen mit prominenten Gästen aus aller Welt, mit Preisverleihungen, Premierenpartys, Diskussionen, Stückemarkt, Konzerten, Diskussionen. Sein Herzstück sind die auserwählten Inszenierungen, darunter „Nora oder Ein Puppenhaus“ des Regisseurs Herbert Fritsch.

„Diese Einladung erzeugt überregionale Aufmerksamkeit“, ist Gerd Lepges, Vorsitzender des „Freundeskreis Theater für Oberhausen“ überzeugt. „Ich bin gespannt, wie das Berliner Publikum reagiert.“ Treue Fans lassen ihre Idole nicht allein. „Im kleinen Kreis“ fahren die Oberhausener Theaterfreunde mit nach Berlin, voller Vorfreude auf die zweite Premierenfeier der als eine der zehn Besten von etwa 400 Besten gekürten Inszenierungen der Saison.

Am Abend des 14. Mai wird „Nora“ als Fernsehproduktion auf 3Sat ausgestrahlt und ist zusätzlich eine von nur drei Produktionen, die in der Hauptstadt während des Festivals beim Public Viewing auf einer Großleinwand zu sehen sind. Für das gesamte „Nora“-Team, allen voran die Schauspieler, ist die Einladung nach Berlin eine Auszeichnung wie in der Filmbranche ein Oscar-Gewinn.

Unverwechselbar Fritsch-typisch

Da stört es Lepges nicht, dass der Regisseur Herbert Fritsch in einem Interview mit Kultur Spiegel Oberhausen eine depressive Stadt nennt. Immerhin fügt er „aber die Menschen sind toll“ hinzu. „Er kennt die Stadt und das Ruhrgebiet nur aus relativ kurzen Besuchen“, sagt Lepges. Die ihn zur Höchstform auflaufen ließen, möchte man hinzufügen und ihm Ruhm einbrachten - sowohl als Filmemacher als auch als Bühnenbildner und Regisseur.

Die Kurzfilmtage zeigten eine Retrospektive seiner Filme, im Kulturhauptstadtjahr 2010 drehte er mit über 100 Kindern seine Version der Apokalypse, ein sowohl hoch gelobtes als auch heftig kritisiertes, auf jeden Fall aber einzigartiges und unverwechselbar Fritsch-typisch gewagtes, heftiges Projekt.

Ihm und dem Oberhausener Theater brachte die Inszenierung von Molières „Tartuffe“ mehrfache Nennungen in der Kritikerumfrage von „theater heute“ ein. 2009 erhielt er den Oberhausener Theaterpreis für seine beiden gefeierten Inszenierungen von „Pferd frisst Hut“, eine geniale Bearbeitung von Eugène Labiches 1851 entstandener Komödie „Ein Florentinerhut“ und für „Beute“, im Malersaal gespielt, ein Stück von Joe Orton mit Motto von George Bernard Shaw: „Anarchismus ist ein Spiel, das die Polizei gewinnt“.

Einziger Regisseur mit zwei Oscars

In beiden Produktionen war Fritsch nicht nur Regisseur, sondern zugleich Bühnenbildner, also verantwortlich für das von ihm so geliebte Ambiente, das den Schauspielern den größtmöglichen Raum bietet, voll aufzudrehen.

Es sind nicht immer unbedingt die berühmten großen Bühnen, sondern oft auch die kleineren Häuser, die Bemerkenswertes und Einzigartiges bieten. Intensiver als je zuvor in der Geschichte des Berliner Theatertreffens hat sich die Jury, bestehend aus anerkannten Theater-Kritikern, für das Festival 2011 auch in der Provinz umgesehen. Das Ergebnis: Die großen Regiemeister waren sehr gut, aber die Auserwählten waren noch besser als sie.

Herbert Fritsch ist der einzige Regisseur unter ihnen, der gleich zwei der begehrten Oscars gewinnt, denn nicht nur Henrik Ibsens „Nora“, sondern auch seine Produktion von Gerhard Hauptmanns „Biberpelz“ am Theater Schwerin ist beim Theatertreffen zu sehen. Mit „Nora“ reisen die Schauspieler Nora Buzalka, Manja Kuhl, Torsten Bauer, Henry Meyer und Jürgen Sarkiss nach Berlin. Lepges: „Alle haben auch schon in Oberhausen einen Theaterpreis gewonnen.“