Oberhausen. . Der 17-jährige Jannis aus Oberhausen schwärmte schon im Kindesalter für forensische Anthropologen. Nach der Schule möchte der Einser-Schüler in Bochum Medizin studieren. Wegen seiner Begabung wird er von der Roland-Berger-Stiftung gefördert.

Während seine Altersgenossen von Astronauten oder Lokführern träumten, schwärmte Jannis schon im Kindesalter für forensische Anthropologen. Anstatt zum Feiern an den Ballermann wünscht sich Jannis heute an die Uni Michigan, um sich dort Versuche der Biomediziner anzugucken.

Jannis ist vielleicht kein typischer 17-Jähriger, aber ein ganz normaler Teenager. Ein Teenager, der seit gut einem Monat eine Freundin hat und auf die mittelalterlichen Rockklänge der Band „In Extremo“ steht. Ein Teenager, dem das Lernen eben etwas leichter fällt als anderen, die Klasse zehn mit einem Notendurchschnitt von 1,1 beendet hat und aufgrund seiner Begabung mittlerweile von der Roland-Berger-Stiftung gefördert wird.

Förderunterricht und Sporttraining

Diese Stiftung zahlt das Busticket des jungen Oberhauseners, gibt Geld für Bücher und Schulhefte „und soll Jannis all das ermöglichen, was ohne Stipendium vielleicht einfach nicht drin wäre“, sagt Jannis’ Mutter Britta Koop. Dazu gehört speziell auf Jannis’ Begabung abgestimmter Förderunterricht, Museums- und Konzertbesuche, Tanzkurse und Sporttraining. Oder - wie derzeit - die Teilnahme an einem Musicalprojekt, das die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Münchener Staatstheater gestartet hat.

„Ich bin ja immer noch davon überzeugt, dass ich gar nicht singen kann“, meint Jannis. Eine Expertin des Theaters war da anderer Meinung. Und so hat der junge Oberhausener im Musical „Der Zauberer von Oss“ gleich zwei Rollen: Er spielt nicht nur Onkel Henry, sondern singt auch ein kleines Solo als Schlaraffe.

Premiere im Staatstheater München

Die Premiere feierte die Musicaltruppe - bestehend aus Stipendiaten im Alter von acht bis 19 Jahren - im ausverkauften Staatstheater München. „Sogar Edmund Stoiber saß im Publikum“, ist die Mama fast schon ein bisschen begeisterter als Jannis selber.

Britta Koop hat aber auch allen Grund, stolz zu sein auf den Nachwuchs: Sechs Kinder hat die alleinerziehende Mutter, „und obwohl es nicht immer ganz leicht war, haben alle studiert“, erzählt sie. Außer Jannis natürlich, aber was nicht ist, wird ganz bestimmt in gut zwei Jahren, wenn er das Abi in der Tasche hat. „In Bochum könnte ich Medizin studieren“, hat sich Jannis bereits schlau gemacht, „und dann kann ich mich auf ein Fachgebiet spezialisieren.“ In seinem Fall also die forensische Anthropologie.

Pathologie als Einstimmung aufs Studium

Schuld am Faible für Geschichte und verweste Zeitzeugen sei Ötzi gewesen, erinnert sich Britta Koop und bringt damit Jannis’ Augen zum Leuchten: „Die Forscher haben herausgefunden, was Ötzi zuletzt gegessen hat, nach so vielen Jahren!“, bricht es aus ihm heraus. „Das will ich auch können.“

Zur Einstimmung aufs Studium würde Jannis am liebsten jetzt schon mal eine Pathologie besuchen. Tote Menschen auf dem Seziertisch, ist das wirklich das Richtige für einen 17-Jährigen? „Ja“, sagt Jannis wie aus der Pistole geschossen und die Mama schließt sich an: „Er möchte das wirklich gerne machen“. Und wenn’s nichts wird? Dann würde er sich auch damit begnügen, Zellproben zu kultivieren, sagt Jannis.

Bevor er sich aber auf die Petrischalen stürzt, wird erstmal geprobt, denn das Musicalprojekt der Roland-Berger-Stiftung ist noch nicht abgeschlossen: Am Montag, 18. April, singt der Schlaraffe im Krefelder Theater (Start: 19.30 Uhr), danach geht’s weiter nach Berlin.