Oberhausen. . Der Maler Johann Hinger aus Oberhausen arbeitet momentan an Porträts für den Band „Gesichter der Emscherregion“. Seit Kindesbeinen an malt der 63-jährige Lehrer. In der Nächsten Zeit hat er viel vor - Hinger plant Ausstellungen in Wien und Graz.

„Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, und ich brauche immer auch Abwechslung.“ Der Maler, der ungeduldige Mensch Johann Hinger, ist schon wieder mitten drin im Schaffensstrom. Auf dem Weg zu neuen Ufern. Sein derzeitiges Projekt: Rund 100 Porträts bekannter Menschen des Reviers.

Die Bilder entstehen für den Band „Gesichter der Emscherregion“, einem Kind der Emschergenossenschaft. Jeder der Menschen muss ihm Porträt sitzen. Oben im Atelier seines Hauses, seinem Reich an der Bottroper Lindhorststraße. Der Holzfußboden ist hier voller Farbkleckse. Und Hinger sagt: „Ein Stress ist das.“ Denn die Termine mit all den Leuten müssen ja auch noch abgesprochen werden. Und das alles neben seiner Arbeit als Lehrer für Kunst und Englisch am Oberhausener Sophie-Scholl-Gymnasium. Ein Jahr noch wird der 63-Jährige Lehrer sein. Dann kann er sich ganz seiner Kunst widmen. Wobei er betont: „Ich bin immer gern zur Schule gegangen.“ Den Unterricht sieht er auch als Kontrastprogramm: „Weil Maler zu sein eine sehr einsame Angelegenheit ist.“

"Ich male jeden Tag"

Was seine Kunst betrifft, da sei er Workaholic. „Ich male jeden Tag, auch an den Wochenenden. Vielleicht einfach, weil ich es so gerne tue.“

Die Malerei, die war bei ihm schlicht da, kam aus Hinger heraus. „Mein Vater war Banker, gefördert worden bin ich nicht.“ Beide Eltern seien künstlerisch gar nicht begabt gewesen. „Dennoch habe ich als Fünfjähriger schon Pferde in Bewegung gemalt.“

Hinger fiel den Lehrern in seinem Geburtsort Linz auf, weil er sie malte. Früh war klar, dass er auch beruflich etwas mit Kunst machen würde. Nach dem Abitur bewarb sich Hinger an der Kunstakademie Wien, wurde angenommen. Studierte dort ein Semester. Lernte dann seine spätere Frau kennen, die in Düsseldorf wohnte, setzte sein Studium an der Kunstakademie der NRW-Landeshauptstadt fort.

Allein, die freie Kunst wählte er nicht. Entschied sich fürs Lehramt, studierte nebenher Englisch. „Vielleicht war eine gewisse Ängstlichkeit dabei, meinen Lebensunterhalt nicht verdienen zu können“, sagt er. Außerdem habe er sich nie nur ausschließlich für Kunst interessiert. Sport ist immer noch ein großes Thema seines Lebens.

Auch Reitsport gehörte viele Jahre zu seinem Leben

Der Reitsport gehörte viele Jahre dazu. „Wir hatten auch zwei Pferde“, sagt Hinger. Diese Begeisterung für Pferde habe ihn sein Leben lang begleitet - auch in der Kunst. So ist er auch auf sein „Rotes Pferd“, eine acht Meter hohe Skulptur, die seit über zehn Jahren in Bottrop steht, besonders stolz. „Kunst im öffentlichen Raum ist immer so eine Sache“, sagt der Künstler. Gerade abstrakte Arbeiten würden von den Menschen oft nicht angenommen. Hinger: „Wie oft werden Kunstwerke besprüht.“ Seinem Pferd sei so etwas noch nie widerfahren, was für ihn Zeichen ist, wie sehr die Skulptur auf Akzeptanz bei den Menschen stößt. Was er selbst an der Skulptur schätzt: „Sie wird als Pferd erkannt und hat trotzdem einen hohen Abstraktionsgrad.“

Apropos Abstraktion: Zehn Jahre lang hatte sich der Maler der abstrakten Kunst verschrieben. „Dann habe ich gemerkt, ich wiederhole mich.“ Er suchte eine neue Herausforderung. Genau in dieser Zeit, im Jahr 2002, erhielt er den Auftrag von der Energieversorgung Oberhausen (evo), Bilder für die neugestaltete evo-Vorstandsetage zu malen. Naturalistische Arbeiten entstanden, etwa die gelb-weiß gestreiften evo-Kühltürme vor der Kulisse eines strahlen blauen Himmels.

Weil es Hinger so viel Spaß bereitete, realistisch zu arbeiten, entstanden viele weitere Bilder vom Revier, die gebündelt im Buch „Kontrastreiches Ruhrgebiet“ zu bestaunen sind. Übrigens: „Auch wenn die Bilder fotorealistisch aussehen, sind sie es nicht“, sagt Hinger. Auch sie seien komponiert.

Ausstellungen

Johann Hinger hat in der nächsten Zeit viel vor. Er plant Ausstellungen in Wien und Graz. Im Herbst eine Werksausstellung bei Thyssen in Duisburg.

Dann wird das Buch „Gesichter der Emscherregion“ erscheinen, für das er die Porträts malt. Dafür sitzen ihm die Menschen, darunter sind auch viele Ehrenamtliche, zwei bis drei Mal in seinem Atelier Modell. Ansonsten arbeitet der Maler auch nach Fotografien. Überhaupt malt Hinger ausschließlich in seinem Atelier. Auch von Landschaften fertigt er draußen ausschließlich Skizzen an.