Oberhausen. .
Der 17-jährige Sänger Justin Bieber hat die König-Pilsener-Arena am Samstag bei seinem ersten Deutschland-Konzert in einen Ausnahmezustand versetzt. Das Protokoll kollektiver Glückseligkeit.
+++ 11 Uhr, Die Ruhe vor dem Sturm +++
Erste Grüppchen kommen vor der Arena zusammen. Sie haben Plakate gebastelt. Auf den Pappschalen steht „Heirate mich“ oder „Ich schenk’ dir mein Herz“. Erst in sechs Stunden werden sich die Türen öffnen. Vereinzelt hört man schon den Soundtrack des Tages: Kreisch!
+++ 15 Uhr, Das erste Mal +++
Vor den Toren der Halle wird es jetzt eng. Sicherheitspersonal versucht die überwiegend jungen Mädchen in Warteschlangen einzureihen. Für viele ist es das erste Konzert überhaupt. Jenny (15): „Ich bin total aufgeregt. Mein erstes Konzert - Justin ist so süß!“
+++ 15.30 Uhr, Justin macht sich rar +++
Am Außenstand mit Fanklamotten werden die Artikel knapp. „Das ist das zweitletzte Shirt!“, sagt der Verkäufer. „Letzte Chance!“ Auch Tourplakate und Fan-Armbänder werden schon jetzt rar.
+++ 16 Uhr, Es lebe die Hoffnung +++
Seit Monaten ist das Konzert ausverkauft. Bis zu 300 Euro haben sich Fans die Karten bei ebay kosten lassen. Dann meldet der Veranstalter: Die Produktion hat noch 100 weitere Tickets zum regulären Preis um die 50 Euro in den Verkauf gegeben. Über Facebook wird die Nachricht in die Welt getragen. Am Ticketschalter bilden sich Menschentrauben. Die Restkarten sind im Handumdrehen weg.
+++ 17 Uhr, Gebrochene Herzen +++
Die Türen öffnen sich. Die ersten Teenies betreten die Halle mit einem schrillen Schrei: „Wir sind drin! Wahnsinn!“ Doch in den Warteschlangen macht sich Unruhe breit. Die vielen selbst gebastelten Plakate dürfen nicht mit in die Halle genommen werden. Bittere Tränen kullern. Neben dem Sicherheitspersonal füllen sich zwölf riesige blaue Müllsäcke.
+++ 18 Uhr, Jetzt helfen nur noch Tricks +++
Noch 30 Minuten bis zum Start des Vorprogramms. Dem Verkäufer steht der Schweiß auf der Stirn. Sein Schalter ist umlagert. „Haben Sie noch Karten?“. - „Nein, habe ich nicht!“ - „Aber Sie müssen!“ „Sorry, wirklich nicht!“ - „Sind Sie sicher?“ - „Ja!“
+++ 18.30 Uhr, Jaa, juppi - Ach nee, doch nicht! +++
11.100 Fans sitzen in der Halle. Das Licht geht aus und ein Kreisch-Orkan fegt durch die Halle. Jetzt geht’s los?! Doch Justin Bieber kommt noch nicht. Als Vorgruppe heizen Bluey Robinson und DJ Tay ein. Der Countdown erscheint, noch 15 Minuten bis zum Beginn. Die Spannung kocht hoch!
+++ 19.15 Uhr, Wenn Ohren unbrauchbar werden +++
Das Licht wird abermals gedimmt. Der 17-jährige Kanadier betritt die Bühne. Im weißen Anzug. Schnieke mit Sonnenbrille. Fotohandys blitzen. Eltern greifen eilig zu ihren Ohrstöpseln. Es ist betäubend laut. In den Gesichtern der Fans: pure Glückseligkeit.
+++ 19.25 Uhr, Hallo Düsseldorf! +++
Justin Bieber greift zum Mikrofon spricht zum ersten Mal direkt zu seinen Fans. Und dann das: „Hallo Düsseldorf!“ Autsch! In Düsseldorf war der Sänger zwar in einem Nobel-Hotel abgestiegen, dass er bei der Fahrt zur König-Pilsener-Arena diverse Stadtgrenzen überschritten hatte, war offensichtlich nicht aufgefallen.
+++ 19.30 Uhr, Die Jacke muss weg +++
Der Kreisch-Pegel nimmt noch einmal zu. Justin Bieber hat seine weiße Jacke ausgezogen. Das forsche „Ausziehen!“ einer Mädel-Gruppe hat Wirkung gezeigt, obwohl man in der Geräuschkulisse von der vehementen Forderung gar nichts verstehen kann. Im blauen Shirt geht’s jetzt weiter! Diverse Klamottenwechsel werden noch folgen.
+++ 19.45 Uhr, Böse Blicke +++
„Welches Girl möchte jetzt zu mir auf die Bühne?“ Mit dieser Frage lässt der Kanadier die Bieber-Kurve im Publikum noch einmal steigen. Der Songtitel „Never say never“ (Sag niemals nie) erfüllt sich für einen Fan. Ein hübsches Mädel aus der ersten Reihe hat Glück. Sie darf sich auf einen Hocker setzen und von Bieber zum Schmusesong über die Haare streicheln lassen. Den bösen Blicken im Publikum zu Folge, sind mit dieser Annäherung nicht alle einverstanden.
+++ 20.35 Uhr, Wollt ihr noch mehr? +++
Das Licht geht an. Justin Bieber hat schon „Auf Wiedersehen!“ gesagt. Doch auf die Zugabe möchte keiner verzichten. „Wollt ihr noch mehr?“ steht auf der Anzeigentafel. Tatsächlich: Zehn Minuten gibt es als Bonus.
+++ 20.45 Uhr, Schluss, aber wo sind meine Eltern? +++
Das war’s. Vor den Türen gibt es wieder Rudelbildung. Doch diesmal sind es die Eltern, die ihre Sprösslinge abholen wollen. Die Sicherheitsmannschaft zieht Bilanz. Es gab nur sieben Einsätze wegen Kreislaufproblemen. 50 Sanitäter und 110 Sicherheitspersonen, doppelt so viele wie sonst, hatten eine ruhige Schicht. Ein Mädel versucht noch hinter die Bühne zu kommen und redet auf einen Security-Mann ein. „Ich brauche unbedingt einen Backstage-Pass - weil ich so hübsch bin!“
+++ 22 Uhr, Bettruhe ++
Die letzten Gäste verlassen die Halle. Bettruhe!