Am 12. März 2001 wurde das Projekt „Ovision“ vorgestellt. Zehn Jahre später herrscht mit Bick auf das weitgehend brachliegende Stahlwerksgelände allseits Ernüchterung.
Das Schlimmste, was Oberhausen in Sachen Stahlwerksgelände noch passieren könne, unkten einst die „Ruhrbarone“ in ihrem Internet-Magazin, sei es, wenn Feldhamster und Mopsfledermäuse Gefallen an dem Areal fänden. Dass etwaige Bauvorhaben an bedrohten Arten und Naturschutzvorgaben scheitern könnten, wäre in der Tat eine bittere Pointe der unglückseligen „Ovisions“-Geschichte, die heute vor zehn Jahren ihren offiziellen Anfang nahm.
Am 12. März 2001 stellte der damalige Oberbürgermeister Burkhard Drescher (SPD) die Pläne für eine Art medizinisches Gewerbegebiet mit Unterhaltungsfaktor vor. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut wollte man neben dem Centro einen Themenpark schaffen. Der „Gläserne Mensch“, ein riesiger begehbarer Körper, sollte dessen Leuchtturm sein. Mit Hilfe öffentlicher und privater Investitionen von mehr als zwei Milliarden Mark, so die Rechnung, könnten 8000 Arbeitsplätze entstehen.
„Stünden heute anders da“
Zehn Jahre später ist die Bilanz ernüchternd. Die „Ovision“ hat sich in Staub aufgelöst, das weitgehend ungenutzte ehemalige Werksgelände klafft wie eine offene Wunde mitten in der Stadt. 2006 hatte die schwarz-gelbe Landesregierung dem Projekt angesichts der desolaten Haushaltssituation Oberhausens eine endgültige Absage erteilt. Versuche, das Vorhaben zumindest in abgespeckter Version zu verwirklichen, scheiterten.
„Wir waren bereit, massiv auf das Land zuzugehen“, zeigt sich Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) nach wie vor voller Unmut. „Oberhausen würde heute ganz anders dastehen, wenn es Ovision gäbe. Da ist eine Riesenchance vertan worden.“ Für Wehling, seit 2004 im Amt, bedeutete das Scheitern von Ovision auch ein persönliches Waterloo. Wegen seiner Informationspolitik geriet er damals heftig in die Kritik. Dass auch die vorherige rot-grüne Landesregierung den Oberhausener Schuldenabbau als vordringlich ansah, soll er lange verschwiegen haben.
Casino statt Campus
„Das Konzept war für beide Landesregierungen nicht tragbar“, sagt denn auch der Oberhausener CDU-Fraktionsvorsitzende Daniel Schranz, man hätte es aber in modifizierter Form entschieden weiterverfolgen sollen. Dies nicht getan zu haben, sei einer von drei kapitalen Fehlern, die die Opposition der Stadt in Sachen Stahlwerksgelände ankreidet. Der zweite: „An den nordirischen Baggerhändler zu verkaufen. Euro Auctions hat alle seine Zusagen bis heute nicht eingehalten.“
Das gilt vor allem für die Entwicklung eines schlüssigen Gesamtkonzepts. Nachdem auf dem Areal lange Zeit gar nichts passierte und Wanderarbeiter die einzigen waren, die ihre Zelte aufschlugen, ist in der jüngsten Zeit etwas Bewegung in die Sache gekommen. Doch nicht jedem gefallen die neuen Ansiedlungen, die CDU sieht hier Fehlentscheidung Nummer drei: „Sowohl das Casino als auch Lidl hätten verhindert werden können“, sagt Daniel Schranz. „Fakt ist: Es ist nicht unser Grundstück“, entgegnet Klaus Wehling. „Solange sich alles im Rahmen des gültigen Planungsrechts bewegt, können wir nichts tun.“
Übrigens hat ein Pflanzenfreund vor nicht allzu langer Zeit auf dem Gelände einige Exemplare der „Gefleckten Wolfsmilch“ (Euphorbia maculata) entdeckt.