Oberhausen. .

Oft hatte sie es vorgeschlagen, jetzt endlich mit Erfolg: Das Weiber-Ensemble der Ruhrwerkstatt entschied sich dafür, dem Ball 2011 das Motto Fernsehen zu geben.

„Und ich hatte recht, die Ideen sprudelten“, sagt Gudrun Faber zufrieden. Es ist also folgerichtig, dass sie es ist, die beim Song „Ich glotz TV“ Nina Hagen mimt.

Gudrun Faber (54) ist ein Urgestein im Altweiber-Team. Sie ist, wie sie betont, eigentlich ein Karnevalsmuffel, aber Fan der Stunksitzung. Und sie hat den Ball der Ruhrwerkstatt, den es seit 1985 gibt, mit aus der Taufe gehoben. Als Alternative zu den Altweiber-Sausen der Karnevalsgesellschaften gedacht, „und um etwas zu machen für unterschiedliche Generationen“. Die Macherinnen, links eingestellt und frauenbewegt, waren Mitarbeiterinnen der Ruhrwerkstatt, das Programm „wie damals alles“, stadtteilbezogen. „Wir haben uns ein bisschen lustig gemacht, über das, was so lief. Jeder, der was konnte, hat etwas beigetragen“ Da blödelten Frau Schädelmeier und Frau Schilloweit im Ruhrpottslang. „Gerda Bartosch, sie ist lange tot, war eine fantastische Büttenrednerin, wer Gitarre spielen konnte, hat etwas gesungen“, erinnert sich Gudrun Faber. Als Diplom-Pädagogin war sie bei der Ruhrwerkstatt angestellt. Tatort war die Ruhrwerkstatt-Kneipe AK 103. „Zuerst haben die Männer noch gekellnert, dann fanden wir, dass wir das auch alleine können und sie mussten draußen bleiben, zunächst bis 24 Uhr. Doch weil die Frauen dann gingen, wollten wir das auch nicht mehr. Die Feministinnen setzten sich durch. Ist ja auch gut so, Frauen können ja auch mal unter sich bleiben.“ Solche Entscheidungen fielen damals selbstverständlich nach langer und kontroverser Diskussion.

Weil sich das Spontan-Programm Marke Eigenbau so großer Beliebtheit erfreute, wurde die Veranstaltung in die Turnhalle verlegt, weil es kaum noch möglich war, eine Karte zu bekommen. Als es auch hier zu eng wurde, fiel die Entscheidung, ins Ebertbad zu gehen. „Dadurch ging das Laienhafte verloren. Der Druck ist gewachsen, der Anspruch, es auch gut zu machen, stieg.“ Und dennoch: Alle haben sie gemacht, die „Erfahrungen, die man sonst nicht bekommt, sich was zu trauen, nach vorne zu gehen! Es macht Spaß zu merken, dass man andere begeistern kann“, so Faber. „Ich brauch’ das auch, ich hänge daran.“ Ganz wichtig sei dabei die Gruppe, „dass man sich darin aufgehoben fühlt“.

Eine schwere Entscheidung, sagt Gudrun Faber, sei es auch gewesen, statt einer Altweiber-Vorstellung noch eine zweite am Freitagabend zu geben. „Dadurch ist so etwas Verpflichtendes dazu gekommen. Wir können am Donnerstagabend nicht mehr sagen: So, das war’s. Jetzt wird gefeiert. Es kommt ja am nächsten Tag noch eine Vorstellung auf uns zu.“

Jede der Frauen habe sich mittlerweile einen Kostüm-Fundus zugelegt. „Das Outfit finde ich wichtig“, sagt Gudrun Faber. „Wir tauschen natürlich auch Sachen aus. Die eine hat noch vom Vater ’nen Zylinder, die andere vom Opa ’nen Schwalbenschwanz.“

Warum ist der Ball so beliebt? „Weil mehrere Generationen kommen. Meine 17-jährige Tochter zum Beispiel auch. Man sieht die Oma, die Tochter und die Enkelin. Am schönsten ist, wenn Freundinnen sagen: Ich komm’ einfach, weil es mir Spaß macht, dass ihr das macht, egal, ob mir nun das Programm ein bisschen besser oder weniger gefällt, ich komm’ immer.“

Warum ist das Programm dieses Mal besonders gut gelungen? Es lag auch an der langen Session: „Die Vorlaufzeit hat uns gut getan. Für uns ist es positiv, wenn das Motto früh steht, wenn viel Zeit ist, um Ideen zu sammeln.“

Gudrun Faber ist eine echte Oberhausenerin. Nach dem Hauptschulabschluss machte sie eine Ausbildung zur Drogistin, weil ihre Mutter der Ansicht war, das sei ein schöner Beruf für Mädchen.

Sie lernte die Demokratische Fraueninitiative kennen, warf weißen Kittel und Stöckelschuhe weg und machte Abi am Kolleg.

In Essen und Duisburg studierte sie Pädagogik. Sie bekam eine Anstellung bei der Ruhrwerkstatt, wo sie 23 Jahre arbeitete, in einem Modellprojekt für Mädchen und als Leiterin des Bildungswerks. Seit acht Jahren ist sie bei „Pro Familia“ in Gladbeck tätig. Gudrun Faber wohnt in Osterfeld und ist Mutter einer 17-jährigen Tochter.