Oberhausen.. Stadtkämmerer Bernhard Elsemann wird sich im Sommer in den Ruhestand verabschieden. Jetzt beginnt im Oberhausener Rathaus das große Rätselraten darüber, wer Nachfolger des Sozialdemokraten werden soll. Drei vorhandene Dezernenten sind im Gespräch.

In Unternehmen, Verbänden und Verwaltungen ist unter den Belegschaften nur Weniges beliebter als Gespräche über Personalgeschichten. Im Rathaus geht es derzeit um den Stadtkämmerer. So diskutiert man auf den Fluren des Oberhausener Rathauses schon seit mehreren Wochen über die Nachfolge des langjährigen erfahrenen Stadtkämmerers Bernhard Elsemann. Der auch über die Partei- und Stadtgrenzen hinaus beliebte und geachtete Sozialdemokrat wird sich im Sommer nach jahrzehntelanger Arbeit für die Allgemeinheit in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden.

Beteiligte Interessengruppen zufriedenstellen

Doch nun hat im Rathaus ein für Außenstehende atemberaubendes Puzzlespiel eingesetzt, das sich bisher noch nicht so recht zusammenfügen lassen will. Schließlich gilt es für die obersten Strippenzieher in dieser Stadt, Parteizugehörigkeit, Fachkompetenz und bewiesene Loyalitätsbekundungen so geschickt auszubalancieren, dass alle beteiligten Interessengruppen zufrieden sind. Im Getümmel mischen natürlich Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD), SPD-Fraktions- und Parteichef Wolfgang Große Brömer und Grünen-Fraktionschef Volker Wilke mit.

Denn das 2009 von der SPD eingegangene Bündnis mit den Grünen soll sich nun auch in der Dezernenten-Riege widerspiegeln: Nach dem eher unfreiwilligen Ausscheiden von Ordnungsdezernent Dirk Buttler (CDU) leitet eine ausschließlich sozialdemokratische Riege die städtische Verwaltung: Der Posten des Ordnungs- und Umweltdezernenten wurde eilig mit dem SPD-Mann und Anwalt Frank Motschull besetzt: Zum einen benötigt jede Stadtspitze laut NRW-Gesetzen einen Juristen in der Dezernenten-Riege, um funktionstüchtig zu sein. Zum anderen hatten die Grünen laut Koalitionsvertrag zwar Anspruch auf den ersten frei werdenden Dezernenten-Posten, winkten jedoch dankend ab - der Bereich Ordnung lockte keinen führenden Grünen so richtig an.

Wenig anziehende Bürde

So könnten die Grünen nun eigentlich einen Kämmerer auswählen. Doch in der SPD gibt es genügend mächtige Stimmen, die die Schlüsselposition als Hüter des kaum vorhandenen Oberhausener Geldes nicht aus der Hand geben wollen. Eine grüne Kommunalaufsichts-Chefin wie Anne Lütkes, die neue Düsseldorfer Regierungspräsidentin, und dann auch noch ein grüner Kämmerer - das schmeckt der SPD nicht. Und die Grünen wiederum finden es wenig anziehend, eine solche schwere Bürde in der schuldenreichsten deutschen Stadt auf sich zu nehmen.

Da gibt es in der Oberhausener einst so alternativen Partei eine Menge Leute, die sich ein neues, auf das grüne Profil zugeschnittenes Dezernat basteln möchten: Den Bereich Umwelt und den Bereich Stadtentwicklung etwa - das Wunschkonzert ist eröffnet.

Drei vorhandene Dezernenten als Nachfolger im Gespräch

Für die SPD etwa kommt als Kämmerer nur ein Mann des Vertrauens in Frage - und da ohnehin das frei werdende Dezernat in einer notleidenden Stadt wie Oberhausen mindestens sechs Monate nicht besetzt werden darf, soll die Aufgabe zunächst übergangsweise, dann aber doch wohl dauerhaft ein vorhandener Dezernent übernehmen:

Genannt werden derzeit Sozial- und Schuldezernent Reinhard Frind, der aber in der SPD nicht unumstritten ist, Baudezernent Peter Klunk und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras. In Zeiten leerer Kassen seien quasi alle Dezernenten mit Zahlenspielen vertraut, heißt es zur Kompetenz der Drei.

Wie auch immer: Es sieht derzeit danach aus, als ob fast alle Dezernate neu zugeschnitten werden - eine schwierige Polit-Collage, die bis zum Mai ein Bild ergeben soll. „Die Sache ist ganz schön verhakelt, da kann man nächtelang diskutieren“, heißt es.