Oberhausen. . Bei der Premiere des Laienschauspielstücks „Immer wieder Mord“ hatten die rund 80 Gäste im Gdanska einiges zu lachen. Die Kriminalkomödie blickt in den Kopf einer schrullig-verschrobenen Schreiberin. Die Charaktere wurden gut gespielt.
Die Mörderin sitzt am Tresen und beäugt die Kneipenbesucher. Erst als jemand das Licht ausschaltet, muckt sie sich und zieht ihr Gewehr: Peng - die Kommissarin liegt am Boden. „Oh nein!“ Autorin Lilo springt von ihrer Schreibmaschine auf: „Meine Figuren sind ja ganz durcheinander.“ Des einen Leid, des anderen Freud: Bei der Premiere des Laienschauspielstücks „Immer wieder Mord“ hatten die rund 80 Gäste im Gdanska am 5. Februar 2011 einiges zu lachen.
Denn diese Kriminalkomödie blickt in den Kopf einer schrullig-verschrobenen Schreiberin: Lilo (Marita Wippmann) hat mit moderner Polizeiarbeit nicht viel am Hut und lässt ihre in die Jahre gekommenen Romanfiguren deshalb weiter mit der Lupe nach Beweisen suchen. Das macht die Protagonisten liebenswert, kommerziell aber nicht sonderlich erfolgreich. Verlegerin Maggy (Ingrid Fielder) lechzt deshalb nach Neuem: „Lass sie doch endlich sterben!“ Lilos Figuren wollen sich aber nicht ausradieren lassen: Sie nehmen den Faden der Erzählung lieber selbst in die Hand und sorgen so für kurzweilige Unterhaltung.
Die Mehrfachbesetzung amüsiert
Mit viel Selbstironie sind die Charaktere des Stücks so stark überzeichnet, dass sie manchmal albern wirken, aber immer überraschend und gut gespielt sind: Gudrun König braucht das grüne Glitzerkleid einer russischen Ganovin kaum, um als spielsüchtiges Töchterchen aus gutem Hause oder Flamenco tanzende, Männer jagende Kommissarin zu glänzen. Gerade die Mehrfachbesetzungen der Rollen machen den Witz des Stücks aus: Anna Burkelc, vorhin noch die schreckhafte Wahrsagerin, stampft bald als maskuline, dröge Polizistin durchs Bild, um mit deftigem Ruhrpottdialekt im englischen Großbürgertum zu ermitteln. In dem hat Amely (Greta Drau) das Sagen, für die Lacher sorgt aber Klaus Mathieu als zittriger Butler à la „Dinner for One“: „Wenig Text, große Wirkung“, urteilt Angelika Werner, Autorin des Stücks.
„Immer wieder Mord“ erzählt auch von ihrem Schaffensprozess: „Manchmal kann man gar nicht so schnell tippen, wie sich die Figuren weiterentwickeln“, sagt die 56-Jährige. Vor elf Jahren hat sich aus dieser Erkenntnis heraus Werners Kriminalkomödie entwickelt, die sie bereits 2000 mit einer Mülheimer Gruppe auf die Bühne gebracht hat. Leicht modernisiert ist das Spiel jetzt erneut im Gdanska zu sehen. Werner weiß: „Die Leute wollen nicht immer große Dramen, sondern schmunzeln und lachen.“