Da wundert sich Hans-Jürgen Jankowski schon: Die Wiese, der Spielplatz und die Wege am See im Süden des Revierparks Vonderort gleichen derzeit einem Tretminenfeld. Etwa 50 kanadische Wildgänse haben den Bereich regelrecht zugekotet, berichtet der Oberhausener, „da muss es doch Abhilfe geben”.

Gegen die Tiere hat Jankowski ja nichts, nur seinen Enkel will er nicht im Kot spielen lassen. „Ich kann jeden verstehen, der sich darüber ärgert”, Herbert Wesely von der Parkleitung weiß um die Begleiterscheinungen der possierlichen Gäste aus Übersee. „Sie kommen im März, brüten hier und fliegen in der Regel weiter.” Nur eine Lösung ist kniffelig: „Wir haben vor drei Jahren versucht, Wildgänse zum Kaisergarten umzusiedeln”, berichtet Wesely – nicht ohne Schmunzeln, denn die „Intelli-Gänse” waren schneller zurück als die Parkmitarbeiter.

„Das ist halt Natur”, meint Wesely, viele Besucher freuten sich auch über die Camper. Von wegen „Camper”: „Kanadagänse sind überall dort heimisch geworden, wo es Teiche mit Wiesen gibt”, macht Dr. Anette Perrey auf den zuspitzenden Konflikt zwischen Lebensraum Tier und Mensch aufmerksam. Die für Kaisergarten und Tiergehege zuständige Biologin weiß: „10 bis 15 Exemplare sind hier noch gern gesehen”, aber bei stärkerer Vermehrung werde man Lösungen finden müssen.

Wenn der Stadt auch kein „Wasservögel-Problem” bekannt ist, wie Stadtsprecher Martin Berger informiert, im Ruhrgebiet ist man sich der drastischen Ausbreitung der Kanadagänse bewusst. Nachbar Duisburg versuchte ihnen an der Sechs-Seen-Platte mit Absperrzäunen Herr zu werden – das klappte so lange, bis sie merkten: Man kann drüber fliegen! In Mülheim sorgte man sich über fast 500 Exemplare, die an den Ruhrwiesen leben – und kacken. Derzeit arbeite das Umweltministerium an einer Position zur Ausbreitung, klärt Birgit Königs vom Nabu NRW auf. „Das Problem ist aber hausgemacht”, kritisiert sie: Im Winter werden die putzigen Schlauberger angefüttert – „so wissen sie, dass im Kinderwagen häufig Brot ist.”

Parks sind auch deshalb ein idealer Verweilort für Kanadagänse, die – wie die Deutschen – besonders Wasser und kurzen Rasen lieben. Um ihnen beizukommen, braucht es regelrechtes „Gänsemanagement”, weiß Günter Steinert vom Nabu. Im vorigen Jahr setzte Düsseldorf am Unterbachersee erfolgreich auf Verschreckung durch Hund und Wüstenbussard. „Erschießen bringt dagegen nichts”, so Steinert, denn andere rücken schnell nach. In Parks sei ein Wüstenbussard jedoch nicht einsetzbar, weil damit leider alle Vögel verschreckt würden. Auf Dauer helfen nur zwei Strategien, so der Gänsemanager: Die Eier gegen künstliche auszutauschen und den Gästen gute Angebote zu machen. „Man muss Parkzonen neu aufteilen in jene, wo die Tiere geduldet werden und solche, wo es für sie unattraktiv ist.” Die gute deutsche WM-Tugend „Zu Gast bei Freunden” wird dann endlich gan(s)z nachhaltig.