Der Streusalz-Notstand ist ausgerufen. „Im Moment haben wir noch 25 bis 30 Tonnen, das ist nicht einmal eine Tagesration.“ Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus bat Beigeordneter Peter Klunk am Dienstag alle Verkehrsteilnehmer, sich auf schwierige Straßen-Verhältnisse einzustellen.

Als Folge des Engpasses werden die Straßen der Dringlichkeitsstufe I zwar weiterhin vordringlich geräumt. Gestreut werden jedoch von diesen 230 Kilometern nur noch heikle Punkte. „Etwa Kreuzungen oder Rampen“, so Klunk.

Wie es nun weiter geht, ist so ungewiss wie die Wetterlage. Zunächst sind alle Augen auf die European Salt Company (Esco) gerichtet. Die Esco gilt als führender Salzproduzent in Europa und hat Probleme, mit dem Salzabbau nach zu kommen. Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen NRW), Hauptvertragspartner der Firma Deutscher Straßendienst (DSD, Salzlieferant), versorgt auch die Kommunen mit dem begehrten Stoff. 1300 Tonnen Streusalz sollte Straßen NRW Oberhausen längst nachliefern. „Die stehen aus“, so Klunk, „wenn die kämen, hätten wir diese Probleme nicht.“

Dabei hatten sich die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO), zuständig für den Winterdienst, nach den Erfahrungen mit der vergangenen kalten Jahreszeit schon auf Schnee und Eis in größeren Mengen eingestellt. „Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass wir nicht mit normalen Wintern rechnen können“, so Maria Guthoff, WBO-Geschäftsführerin seit dem 1. November dieses Jahres. Guthoff: „Mich hat der Winter gleich in meiner ersten Zeit bei den WBO eiskalt erwischt.“ Seit dem 26. November ist der Streu- und Räumdienst bereits im Einsatz, wurden 1800 Tonnen Salz, 200 Tonnen Sole sowie 450 Tonnen Sand und Granulat auf die Straßen gebracht.

„In einem normalen Winter braucht man 800 bis 1000 Tonnen Salz“, verdeutlichte Wilhelm Baumann, WBO-Betriebsleiter. Weil die eisigen Monate es schneeverliebter treiben als bisher, lagerten die WBO diesmal 930 Tonnen Trockensalz ein. Erweiterten die Lagerkapazitäten durch den Bau eines offenen Lagers um 480 Tonnen. Auch das Solelager wurde ausgebaut. Mit 52 000 Litern des Feuchtsalzes konnte man 22 000 Liter mehr als im Vorjahr bereit halten. Dazu kamen 1000 Tonnen Granulat. Der heftige und frühe Wintereinbruch sorgte jedoch dafür, dass die Salzmengen, die Straßen NRW vertraglich gesichert hatte, seit dem 9. Dezember überschritten sind. „Die Esco hat ihr Mengenkontingent erfüllt“, so Baumann. Jetzt muss neu verhandelt werden, wird das Salz auch teurer werden. Baumann: „Bis jetzt haben wir netto 50 Euro pro Tonne bezahlt.“ Um nicht ganz ohne Streugut dazustehen, orderte man sogar 150 Tonnen eines Salz-Sand-Gemisches für 160 Euro die Tonne. Gestern nun wurden erste Schilder aufgestellt „Eingeschränkter Winterdienst“. Die Polizei bittet die Autofahrer vorsichtig zu fahren. „Bislang hatten wir in diesem Monat noch weniger witterungsbedingte Verkehrsunfälle als im Vergleichszeitraum 2009“, beruhigte gleichzeitig Polizeisprecher Uwe Weighardt.

Und das Wetter: Mittwoch soll es regnen und bei bis zu drei Grad Celsius tauen, ehe es Donnerstag erneut schneit.

Alle großen Müllfahrzeuge der WBO sind mit Schneeketten ausgerüstet. Deshalb sollte es bei der Müllabfuhr keine Probleme geben. Doch jeder Fahrer müsse selbst entscheiden, ob er in sehr enge Straßen fahre, so Beigeordneter Peter Klunk. Während die WBO die Straßen vom Schnee befreien, räumen Fachfirmen im Auftrag der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH den Schnee von den Dächern der 14 großen Sporthallen. Die Sporthallen hätten sonst gesperrt werden müssen. Kostenpunkt: 50 000 Euro.