Oberhausen. .

Im Stall des Reitclubs Oberhausen ist die pure Leidenschaft am Werk. Lara (13) hat ihren Sattel aus der angrenzenden Kammer herangeschleppt. Schnell noch das Sattelgeschirr sortieren, dann kann’s auf Nordyk losgehen.

Milina (9) und Hannah (11) sind voll und ganz mit der Pflege von Pony Moritz beschäftigt. Voller Herzblut wird gestriegelt, gekämmt und seine Mähne entwirrt. Jacqueline (13) und Schimmel Rasputin wollen derweil nur eines: Und das ist ganz viel kuscheln.

Das Glück dieser Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Und das wissen die Mädels seit eh und je besser als die Jungs. „Wie Sie sehen, ist Reiten die Domäne von Mädchen“, lacht Dirk Gohe, seit 2009 der Vorsitzende des Reitclubs. Mit derzeit 140 Mitgliedern ist der RCO einer der größten Reitvereine der Stadt. 90 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche, fast 99 Prozent davon sind Mädchen.

Seit Gohe 2009 den Vorsitz des Clubs übernommen hat, weht durch die Reitanlage am Bauerfeld inmitten der Oberhausener City ein frischer Wind. Nach der Insolvenz der letzten Pächterfamilie betreibt der Verein die Anlage mit einer festangestellten Reitlehrerin und einem Pferdepfleger sowie einer Reihe ehrenamtlich tätiger Mitglieder nun in eigener Regie. Neun Pferde stehen für den Schulbetrieb zur Verfügung. Die Reitstunden finden täglich – auch samstags und sonntags – statt. Seit den Herbstferien sind 26 Kinder der Mülheimer Willy-Brandt-Gesamtschule in zwei Schul-Reit-AGs regelmäßig zu Gast. Auf Grund der hohen Nachfrage der vergangenen Monate von Eltern, die ihre vier- bis sechsjährigen Kinder an den Reitsport heranführen möchten, startet jeden Montag um 15 Uhr der Ponyclub. Sonntags haben die jungen Pferdenarren gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern die Möglichkeit, ein Pony auszuleihen und selbst zu führen.

Obwohl es beim RCO weniger um Schleifchen und Pokale geht – mal wieder ein großes Turnier aufzuziehen, ist ein Wunsch des Vereins. „Das für September geplante Turnier mussten wir absagen. Auf Grund der wirtschaftlichen Lage ist es schwierig, Sponsoren zu finden“, hofft Dirk Grohe auf baldige Unterstützer. Auch will der RCO möglichst schnell die Renovierung der Anlage in Angriff nehmen.

In diesem Sinne: Bald ist Weihnachten. Es muss ja nicht gleich ein eigenes Pony wie Moritz sein, den Milina geschmückt mit Weihnachtsbandagen und Glöckchen am ersten Weihnachtstag letzten Jahres in der Reithalle vorfand. Glänzende Augen unterm Weihnachtsbaum garantiert auch ein Gutschein für einen Reitkursus. Dirk Gohe (48) ist übrigens das beste Beispiel, dass man auch im fortgeschrittenen Alter mit dem Reiten anfangen kann. „Am Anfang war ich nur der Handlanger meiner Tochter. Auf der Suche nach einem Ausgleich zu meiner sitzenden Tätigkeit als Leiter eines Rechenzentrums bin ich 2004 trotz Rückenschmerzen einfach mal selbst auf ein Pferd gestiegen. Seitdem habe ich keine Wehwehchen mehr. Ich kann es nur jedem empfehlen, es selber auszuprobieren.“