Oberhausen.

Das Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geht zu Ende – zum Abschluss unserer dreiteiligen Bilanz sprachen wir mit unseren Lesern am WAZ-Mobil über dieses ereignisreiche Jahr. Die meisten haben es positiv in Erinnerung.

Das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2010 geht zu Ende – zum Abschluss unserer dreiteiligen Bilanz sprachen wir mit Lesern am WAZ-Mobil über dieses ereignisreiche Jahr. Am Samstagvormittag war die Redaktion zu Gast auf dem Sterkrader Wochenmarkt.

Enthusiasmus hat beeindruckt

Was ist denn eigentlich im Kopf geblieben? Es sind vor allem die großen Projekte. Wie zum Beispiel die Schachtzeichen-Aktion mit den gelben Ballonen, das Still-Leben auf der A 40 und der Day of Song. „Das war sehr schön“, erinnert sich Ursula Rustige (64), obwohl sie die großen Aktionen auch nur in den Medien mitbekommen hat und nicht selbst dabei war. Der Enthusiasmus dieser großen Kulturaktionen hat sie beeindruckt. Doch die 64-Jährige übt auch Kritik: „Es ist schade, dass so viel von der Ruhrgebiets-Tradition verloren geht“, sagt sie. „Die Jugend weiß nicht mehr, was der Bergbau für uns bedeutete.“ Außerdem sei die Kulturhauptstadt viel zu wenig beim Bürger angekommen. „Das ganze Volk muss etwas davon haben – gerade auch die, die kein Geld haben. Da müssen sich die da oben was einfallen lassen.“

Besonders genau hat Günter Claßen hingesehen. Die Brücke am Kaisergarten sei nicht fertig geworden, moniert er. Auch die Überdachung der St. Antony-Hütte sei viel zu spät fertig gewesen. Da sei die Kulturhauptstadt schon fast vorbei gewesen, so der 74-Jährige.

Highlight Stillleben

„Sehr gut gefallen“ hat Ilona Köhnen (63) das Still-Leben auf der A 40. „Wir sind mit dem Fahrrad hingefahren, für unsere Region war das sehr positiv.“ Ilona Köhnen hätte gern mehrere Veranstaltungen von Ruhr 2010 besucht, „da ich sechs Tage in der Woche arbeite, ging das leider nicht.“

Seine ganz eigene Sicht auf die Kulturhauptstadt hat Chormitglied Jürgen Mölleken. Der Schmachtendorfer ist begeistert, dass in diesem Jahr neue junge Chöre entstanden seien. Denn: „Viele ältere Chöre sterben aus.“ Umso mehr freut sich der 70-Jährige, dass sein achtjähriger Enkel beim Day of Song mitgewirkt habe. Natürlich werde das Kultur-Hoch im neuen Jahr wieder etwas abflauen, aber Jürgen Mölleken ist sich sicher, dass positive Effekte von Ruhr 2010 ausgehen.

Ursula Koopmann(79), die erst vor vier Jahren nach Oberhausen gezogen ist, hat Ruhr 2010 nur in der WAZ und im Fernsehen verfolgt. „Ich bin hier noch nicht ganz zu Hause.“ Gern wäre sie zu den „Sternstunden“ in den Gasometer gegangen, hat es aber dann doch nicht geschafft. „Ich war aber schon einmal da, da wohnte ich noch im Sauerland.“

Siegfried Pütz hat vor allem die Eröffnungsfeier auf der Zeche Zollverein noch gut in Erinnerung. Bei klirrender Kälte habe der Brieftaubenzüchter damals sogar persönlich mit Fritz Pleitgen gesprochen. Seine Tauben waren übrigens der Grund, dass er den Day of Song verpasste. „Da war ich mit den Tauben in Holland.“ Ansonsten fand er 2010 „sehr gut“.

Wünsche für den nächsten Sommer

Die Eröffnungsfeier hat auch Ingrid Brotz (74) noch in positiver Erinnerung. „Die war super“, sagt sie. Auch die Schachtzeichen fand sie gut – und vor allem das Still-Leben auf der A 40. „Da hat mein Turnverein mitgemacht. Das war wunderschön.“ Ingrid Brotz wünscht sich im nächsten Jahr einige schöne, neue Kultur-Aktionen. „Einzelnes im Sommer“, schwebt der 74-Jährigen vor. „Irgendwas am Kanal“ könne man machen, mit dem neuen Kulturschiff oder auf einer Brücke.

Durchaus kritisch blickt Albert Lohse (65) auf das Kulturhauptstadtjahr und die Finanzierung aus öffentlicher Hand. Die zahlreichen Aktionen, Projekte und Veranstaltungen dieses Jahres lenkten nur von den wirklichen Problemen unserer Region ab. „Es gibt doch viel wichtigeres als Kultur. Wir sollten das Geld viel besser in unsere Kindergärten und Schulen investieren, das ist für unsere Zukunft wichtig.“