Soviel Zuversicht hat Nicole vor gut einem halben Jahr nicht aufbringen können: langzeitarbeitslos, alleine, mit drei Kindern, dem Haushalt und dem Wissen, dass zeitliche Einschränkungen bei der Suche nach Arbeit nicht gerade hilfreich sind. Inzwischen blickt die 41-Jährige optimistisch in die Zukunft: Ein durch die Arge gefördertes Projekt – ein Ein-Euro-Job bei gleichzeitiger Qualifizierung durch die Ruhrwerkstatt – hat ihr geholfen, den ersten Schritt auf dem Weg in die berufliche Integration zu gehen.
„Spitzenplatz“
„Das war das Beste: festzustellen, man kriegt alles hin. Es funktioniert“, ist Nicole jetzt überzeugt, den Wiedereinstieg nach der Familienphase in den Griff zu kriegen. So wie ihr geht es in Oberhausen vielen Frauen: „2750 alleinerziehende Langzeitarbeitslose sind bei uns registriert“, erzählt Josef Vogt, Sprecher der Arge Soda. Im Verhältnis zu den umliegenden Städten nimmt Oberhausen damit einen „Spitzenplatz“ ein – weshalb es für Arge Soda naheliegt, Alleinerziehende als „Zielgruppe“ ins Auge zu fassen, um ihnen spezifische Unterstützung angedeihen zu lassen und gleichzeitig für Kinderbetreuung zu sorgen.
Dazu wurde im Oktober 2009 zusammen mit der Ruhrwerkstatt das Projekt „AuF – Arbeit und Familie“ gestartet. 77 Alleinerziehende haben es seither jeweils rund sechs Monate durchlaufen, 74 Frauen und drei Männer, die allerdings alle drei sehr frühzeitig abbrachen. Birgit Beierling, Geschäftsführerin der Ruhrwerkstatt, erklärt die Ausgangslage: „Da muss man schon mit hoher Motivation rangehen, denn für Mütter laufen die ersten Schritte zurück in den Beruf ja oft über Teilzeit – und davon kann man selten eine Familie ernähren. Das wiederum bedeutet, dass man vorerst aus der Alg II-Problematik nicht rauskommt.“
Das vorrangige Ziel hieß deshalb auch nicht „Vermittlung in Arbeit“, sondern neue Perspektiven zu entwickeln, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Betreuungsmöglichkeiten auszuloten, soziale Kontakte und Unterstützungs-Netzwerke aufzubauen.
„Wenn man immer alleine zu Hause ist, bekommt man irgendwie den Tunnelblick, scheitert immer wieder am selben Punkt“, erzählt eine Teilnehmerin. „Hier sieht man, andern geht’s genau so – und man kann es schaffen.“
Nicht nur die Teilnehmerinnen, auch Josef Vogt und Birgit Beierling bewerten das Projekt als erfolgreich. Elf Teilnehmerinnen haben bereits eine Arbeit aufgenommen, drei eine Ausbildung begonnen, acht haben sich zu einer weiterführenden Qualifizierung entschlossen, eine holt einen Schulabschluss nach.
Drei Viertel der Frauen gaben an, ihre Lebensentwürfe sehr konkret überarbeitet und verändert zu haben – und inzwischen neue Perspektiven für sich zu sehen.