Steag-Einstieg durch Stadtwerke: EVO-Vorstand Hartmut Gieske nimmt im NRZ-Gespräch Stellung zu FDP-Vorwürfen

Starkes Interesse am Erwerb großer Anteile an der Evonik-Tochter Steag hat ein Konsortium, das aus Energieversorgungsunternehmen der Region besteht – unter anderem der EVO AG (die NRZ berichtet laufend). Im Landtag kam es Mittwoch zu einer Debatte, in der vor allem die FDP scharf die Stadtwerke-Bemühungen verurteilte und von einer erheblichen Gefahr für die ohnehin verschuldeten Kommunen sprach. Wir unterhielten uns gestern mit dem kaufmännischem Vorstand der EVO, Hartmut Gieske.

Herr Gieske, wird die EVO, werden Sie zum Totengräber der städtischen Finanzen?

Gieske: Das ist absoluter Blödsinn: Bei einer möglichen Steag-Übernahme durch das Konsortium belasten wir den städtischen Haushalt in keinster Weise. An keiner Stelle ist die Rede etwa von Krediten, die die Stadt aufnehmen müsste oder von Rückgriffsrechten auf den städtischen Haushalt. Im Gegenteil: Am Ende stärkt das Engagement die Stadt.

Ihr Unternehmen ist zwar zur Hälfte kommunal, tut ja auch viel in der Stadt, aber Geld müssen und wollen Sie auch verdienen. Ist das der Hintergrund?

Gieske: Wir haben konkret zwei Ziele vor Augen: Erstens die strategische Weiterentwicklung der Steag und zweitens ein wirtschaftliches Interesse. In der Tat wollen wir mittel- und langfristig mit dem Steag-Einstieg Geld verdienen.

Befürchten Sie, dass der EVO-Aufsichtsrat von seiner Haltung abrückt? Oder dass der Rat sich am 13. Dezember gegen den Steag-Einstieg ausspricht?

Gieske: Nein! Gegenfrage: Warum sollten sich unser Aufsichtsrat, der bereits zugestimmt hat oder der Rat vor einer wirtschaftlich konsequenten Entscheidung wegducken?

Wenn die EVO tatsächlich demnächst mit zu den großen Energie-Erzeugern und nicht mehr nur Energie-Verteilern in der Region gehört, wird der Kunde das merken?

Gieske: Wir – also das Stadtwerke-Konsortium – wollen uns mit dem Erwerb der Steag mittelfristig zum bedeutendsten kommunalen Energieerzeuger entwickeln. Damit würden wir ein Stück weit unabhängiger von den stark schwankenden Preisen bei Strom und Erdgas. Davon würden in letzter Konsequenz die Stadt Oberhausen und ihre Bürger profitieren.

Angesprochen wurde im Landtag auch, dass die Stadtwerke sich über die Steag an Atomgeschäften beteiligen. Ist das zu befürchten?

Gieske: Nein, diese Angst kann ich allen nehmen, die sie möglicherweise haben. Die Aktivitäten, treffender: Randaktivitäten der Steag im Bereich der Nuklearwirtschaft konzentrieren sich allein auf die fachgerechte Entsorgung von Nuklearanlagen wie ausgediente Atom-U-Boote im russischen Murmansk.