Früher löste es Empörung aus, wenn er Bildungsangebote schon im Kindergarten vorschlug, so der Pisa-Koordinator Andreas Schleicher. Zustimmung erhielt er schon immer von der Elterninitiative Löwenzahn.

In ihren Einrichtungen war Bildung von Beginn an Programm. „Kinder leben Kultur“ hieß jetzt das große Jahresthema, passend zum Hauptstadtjahr Ruhr 2010. Wer bezweifelt, dass es möglich ist, die Kleinsten für Großes zu interessieren, wird beim Rundgang durch die Ausstellung der Kinder eines Besseren belehrt. Ihre Kulturerlebnisse verwandelten Löwenzahn-Kinder in Kunst. Ergebnis sind beeindruckende großformatige Bilder, häufig entstanden als Gemeinschaftsarbeit. Zur Ausstellung luden die kleinen Künstler Eltern, Geschwister und Großeltern in die Artothek. Das Besondere: Selbst führten sie ihre Gäste durch die Präsentation. Das klang so:

„Hier seht ihr den Gasometer“, so Maximilian (5). „Hier ist, das seht ihr ja schon, ein Tagebaubild. Das sind die Arbeiter, die arbeiten halt eben die Kohle weg. Und das hier...“ Weil der Junge überlegte, flüsterte ihm Lea (4) etwas ins Ohr. „Ach, ja“, fiel es Maximilian wieder ein, „das Industriemuseum. Und das hier sind die Schachtzeichen.“

Erinnerungen an Ausflüge, Begegnungen und Aktionen wurden wach. Brav folgten die Erwachsenen den beiden kleinen Führern. Burg Vondern, Riesenräder im Centro oder auf der Sterkrader Kirmes, das Schloss, Keith Harings „Kopf durch den Bauch“, das Brückenkunstwerk am Kanal im Kaisergarten. „Das hier ist ein Wasserpark und den habe ich gemalt“, traute Lea sich endlich einzumischen. Was hat Maximilian gemalt? „Eine der drei Burg Vondern.“

Jedes Thema war in dreifacher Ausführung zu sehen, weil es drei Löwenzahn-Einrichtungen gibt, in Alstaden, Osterfeld und Sterkrade. Jede von ihnen sollte gleichermaßen berücksichtigt werden. „Wir haben unsere Wände gern für Löwenzahn reserviert“, so Artothekleiterin Ulla Bendorf-Depenbrock. Klein und überschaubar seien die Räume, gerade richtig, für erste Erfahrungen mit Kunst im Museum. Wie erklärt man Kindern heute den Bergbau? „Wir luden einen Vater ein, der unter Tage gearbeitet hat“, so Karin Teppenkamp, Leiterin des Löwenzahn-Familienzentrums Osterfeld. „Außerdem haben wir das Steigerlied gesungen.“ So waren alle gut gerüstet für den „Day of Song“.

Die Ausstellung in der Artothek, so Teppenkamp, sei „ein Aufleben lassen einer Kooperation aus dem Jahr 2007, als die Löwenzahnkinder dort zum Malschuljubiläum ein Theaterstück aufführten.“ Ulla Bendorf-Depenbrock ist bekanntlich auch Malschul-Leiterin. Sie war beeindruckt von der Löwenzahn-Kinderkunst. Auch wenn bei einigen Werken die helfende Elternhand nicht verborgen blieb, so war der Besuch der Ausstellung doch ein Kinder-Kunstgenuss. Schließlich ist es ja auch etwas Feines, wenn Löwenzahn Erwachsene motiviert, zusammen mit den Kindern auch mal wieder den Pinsel zu schwingen.