Oberhausen. .

Bei den Schülern ist Nachhilfe weit verbreitet, Berufsschüler machen weniger von ihr Gebrauch. Was wenige wissen: für viele Auszubildende ist Nachhilfe kostenlos.

Bei den Schülern ist Nachhilfe weit verbreitet, Berufsschüler machen weniger von ihr Gebrauch. Was wenige wissen: für viele Auszubildende ist Nachhilfe kostenlos. Wenn es Probleme gibt, springt auf Antrag die Arbeitsagentur ein und bezahlt die Nachhilfe bei der Volkshochschule /VHS). „Ausbildungsbegleitende Hilfen“ (abH) nennt sich diese Nachhilfe offiziell

Melissa Peterson (20) nimmt die Extrastunden derzeit in Anspruch, um ihre Abschlussprüfung als Rechtsanwaltsfachangestellte zu schaffen. Sie wollte die Prüfung schon im Sommer ablegen, wurde aber schwanger. Durch eine Freundin erfuhr sie von der Nachhilfe – und ist begeistert: „Man kann vorbei kommen, wenn man Zeit hat“, freut sie sich. Bei der VHS würden dann vor allem die Mathe-Aufgaben noch einmal mit anderen Worten erklärt. „Dann verstehe ich das besser“, sagt Melissa Peterson.

Mihra Özkul hat Probleme im Fach Rechnungswesen. Zwei Mal pro Woche geht sie deshalb nach der Arbeit zur Nachhilfe. Arbeiten, Schule, nach Hause. „Das ist ziemlich anstrengend“, sagt sie. Freizeit bleibe da kaum übrig. Doch das hält die 20-Jährige nicht davon ab, regelmäßig hier zu büffeln. Schließlich will sie die Ausbildung zur Bürokauffrau schaffen. „Wenn es nicht gut wäre, würde ich nicht hierhin kommen:“

Das ist der große Vorteil der ausbildungsbegleitenden Hilfen: Sie sind freiwillig. Das schafft eine positive Lernatmosphäre: Die Schüler kommen gerne und sind motiviert. „Wenn es Pflicht wäre, wäre das nicht so“, sagt Mihra Özkul. Ihr gefällt auch der Lernort VHS. „Zu Hause sitze ich spätestens nach zehn Minuten vor dem Fernsehen. Wenn ich hier bin, muss ich ja lernen.“ Diese positive Atmosphäre entsteht aber noch aus einem anderen Grund, glaubt Roland Richter von der VHS. Bei maximal acht Teilnehmern könne man viel besser auf die Bedürfnisse eingehen, als das in der Schule möglich ist. Und: „Wir haben hier eine vertraute Lernatmosphäre und duzen uns gegenseitig. Das schafft Akzeptanz.“ Der Umgang unterscheide sich kaum von dem in einem Kleinbetrieb.

Ein bisschen Berufsberatung gibt’s für die Nachhilfe-Berufsschüler zudem noch obendrauf. „Wenn sie nicht übernommen werden, suchen wir früh mit ihnen nach Alternativen“, sagt Frank Woynack, Berufsberater der Agentur für Arbeit. Einen erfolgreichen Abschluss der Ausbildung schafften aber fast alle: „Wir haben eine sehr hohe Erfolgsquote.“ Allerdings sind derzeit alle 149 Plätze belegt. Da hilft nur eines: Frühzeitig anmelden. Der nächste erfolgreiche Absolvent kommt bestimmt.