Zu wenig Qualifizierung, zu häufige Ausnutzung als billige Arbeitskraft, zu selten gelingt die Integration in den ersten Arbeitsmarkt: Die so genannten Ein-Euro-Jobs stehen auf dem Prüfstand.
Keine gute Voraussetzung für die vom Gesetzgeber geforderte Neuregelung der Vermittlung und Betreuung Langzeitarbeitsloser, die heute in einer Sondersitzung des örtlichen Sozialausschusses auf der Tagesordnung steht. Dabei geht es um die Zukunft der BFO, Beschäftigungsförderung Oberhausen gGmbH, die nur noch bis Ende des Jahres für die Vermittlung in gemeinnützige Arbeit zuständig sein soll. Würden die Ein-Euro-Jobs stark reduziert oder sogar abgeschafft, würde die BFO ohnehin überflüssig. Gudrun Mattern konfrontierte Kirsten Oberste-Kleinbeck, die Aufsichtsratsvorsitzende der BFO, und Anna Eifert, stellvertretende BFO-Betriebsratsvorsitzende, mit der Situation.
Was sind die Vorteile der BFO?
Oberste-Kleinbeck: Passgenaue Vermittlung, die Profile der Klienten sind gut bekannt. Nicht nur große Träger sind die Partner.
Eifert: Wir kennen die kleineren Einsatzträger, stehen mit ihnen in engem Kontakt.
Was man auch von der Agentur für Arbeit verlangen könnte, würde sie die Aufgabe übernehmen.
Oberste Kleinbeck: Wir haben als Stadt die BFO nicht aus Vergnügen erfunden. Es gibt immer Leute mit besonderen Vermittlungshemmnissen. Die Mitarbeiter der BFO verfügen über viel Erfahrung. Sie wissen genau, welcher Typus zu welchem Anbieter passt.
Wer bekommt welche Beschäftigung?
Eifert: Wir führen Erstgespräche, sehen uns die Qualifikationen und die Möglichkeiten genau an. Wir überlegen, wer zu welchem Träger passt.
Gibt’s auch Erfolge?
Oberste Kleinbeck: Die Abbruchquoten waren über all die Jahre mit 10 Prozent erfreulich gering. Wenige schaffen sogar den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt.
Wie steht’s mit Qualifizierung?
Eifert: Die beträgt 20 Prozent der Einsatzeit. Sie reicht von niedrigschwelligen Angeboten, bei denen es um Alltägliches geht, bis hin zu fachgebundenen Seminaren. Da geht es dann zum Beispiel um den Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern, wenn jemand in der Betreuung eingesetzt ist oder in einem Pflegeseminar um Demenzkranke oder um Tod und Sterben.
Gibt’s auch Beschwerden?
Eifert: Sicher. Dafür sind unsere Pädagogen die Ansprechpartner. Sie fahren zu den Einsatzstellen, um Konflikte zu lösen. Wenn’s gar nicht anders geht, gibt es auch die Möglichkeit zu einem Wechsel.
Werden immer nur zusätzliche Arbeiten gemacht oder sind es eher niedrige Tätigkeiten, die Ein-Euro-Jobber erledigen müssen?
Eifert: Reinigung sollte jemand, der gemeinnützig arbeitet, nicht machen müssen. Betreuung aber ist durchaus zusätzlich und sinnvoll.
Oberste Kleinbeck: Es war immer schon schwierig zu definieren, was zusätzlich, freiwillig und gemeinnützig ist. Wir achten darauf, dass es keine kommerziellen Träger sind, die die Leute beschäftigen.
Und wenn Ein-Euro-Jobs abgeschafft werden?
Oberste Kleinbeck: Das würde man deutlich merken. Die prekären Arbeitsverhältnisse würden zunehmen. Es hört sich wie eine Platitüde an, aber den Leuten würde etwas fehlen, gebraucht zu werden.
Eifert: Das wäre ein schlechter Weg. Es wird immer Arbeitslose geben, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht vermittelbar sind.