Kalte Flocken, fein gepuderte Gehwege, vereiste Fenster, glatte Straße: Der Schnee und die frostigen Temperaturen haben für die Oberhausener ganz verschiedene Bedeutungen. Doch bei aller Kreativität zur Pudelmützen-Zeit, ein Klassiker scheint im schicken Schnee immer weiter verloren zu gehen. Wir haben uns umgeschaut.
„Wenn es schneit, dann bedeutet das für mich weniger Schlaf“, sagt Alfred Niersbach (55) aus Alstaden. Denn wenn der Schnee liegen bleibt, muss er aufstehen. „Ich bin bei uns zum Schneefegen abkommandiert worden. Das war schon immer so!“ Der prompt folgende Blick der Ehegattin fällt eher frostig aus. „Er muss ja nicht unbedingt so früh raus!“ Doch die Fege-Rituale im Hause Niersbach sind festgefroren. „Um sechs Uhr morgens, noch vor Brötchen und Zeitung, muss bei mir alles fertig sein“, sagt Alfred Niersbach mit einem Lächeln. „Sonst wird der ganze Tag nichts!“
Der Schnee kann eine Prüfung sein. Das ist wohl auch bei der jungen Frau so, deren Reifen an der Kreuzung zur Mülheimer Straße in einer Endlosschleife kräftig durchdrehen. In einer Nebenstraße geht es auf der mit Schnee bedeckten Fahrbahn im Schritttempo voran. Manche rutschen beim Anfahren am Hang dagegen zurück. Auf und nieder; der Schnee spielt sein eigenes Spiel.
Winter in DU und OB
Früharbeit, Geduldsprüfung: Die weiße Pracht ist längst nicht für alle Oberhausener eine Last. Auf den Ruhrwiesen drehen Wilfried und Christine Schürmann ihre Runden. Mit Skilanglaufstöcken in den Händen sind auch höhere Schneeschichten auf dem Ruhrdeich kein Problem. „Wir gehen immer spazieren — bei jedem Wetter!“ Vor ihnen hat die Flockenpracht die Alstadener Flusslandschaft in ein weißes Spektakel verwandelt. Am Ufer tollen Hunde in der kalten Grasbedeckung umher. Für Wilfried Schürmann das perfekte Nacherholungsgebiet. „Das ist hier fast wie im Winterurlaub!“ Und als ehemaliger Skifahrer kennt sich der 73-Jährige aus.
Im Kaisergarten haben sich die meisten Bewohner des Tiergeheges in ihre Ställe verkrochen. Wild auf die Schneepartie ist hier keiner. Nur die Enten drehen im Teich unverfroren ihre Runden. Der Springbrunnen zaubert Eiskristalle an Büsche in Ufernähe. Ein Zapfenstreich der Natur: Unnahbare Kunst aus purem Eis.
Spuren des Winters: Solche sind auch auf den Gehwegen erkennbar. Feste Kufen haben hier Linien ins Weiß gemalt. Die kleinen Fußabdrücke daneben weisen darauf hin, dass ein Gefährt durch den pulvrigen Schnee gezogen wurde. An einem Hügel direkt am Rhein-Herne-Kanal enden die Spuren. Doch das typische Bild beim ersten Schnee mit Schlittenfahrern bleibt aus.
Szenenwechsel. Auch im Revierpark Vonderort sind die besten Hügel für eine flotte Abfahrt fast menschenleer. Die Nase ist vereist, die Hügel verwaist. Klaus Ölsner (63) wundert sich: „Früher bin ich auf diesem Hügel regelmäßig gerodelt. Jetzt ist fast keiner hier!“ Tatsächlich gehört die Piste seiner Enkelin Keana alleine. Da klappt die Abfahrt mit dem Opa doppelt gut. „Vielleicht sitzen die anderen Kinder lieber vor dem Computer!“ Und sie rodeln doch! Keana bereitet der Ausflug in den Schnee jedenfalls Laune.
Schnee sorgt bei Bussen für Verspätungen
Der Schneefall sorgte am Montag für zahlreiche Verspätungen im Netz der Stoag. Zwischen 15 und 19.30 Uhr musste der städteübergreifende Personenverkehr nach Essen vorübergehend eingestellt werden. Die Busse konnten die mit starken Steigungen versehenen Straßen nicht mehr ohne Risiko befahren. Grund: Die Strecke war auf Essener Stadtgebiet nicht ausreichend geräumt worden. „Sicherheit geht in diesem Fall immer vor“, sagte Stoag-Sprecherin Sabine Müller auf Anfrage. Im Durchschnitt kam es zu Verspätungen von 40 Minuten, die, so Sabine Müller, in erster Linie auf die Störung des Individualverkehrs zurückzuführen sind.