Eine Stunde am Samstagmittag im Weihnachtswald aufgehalten und kein böses Wort gehört: wenn das keine Überraschung ist im traditionell meckerfreudigen Oberhausen. Zu bestätigen scheint sich damit der Eindruck, den der Beobachter schon am Freitagabend bei der Eröffnung hatte: Die Inszenierung wirkt gelungen, die Oberhausener scheinen im fünften Jahr endlich ihren Frieden gemacht zu haben mit dem Weihnachtswald auf dem Altmarkt. Wir wollen nicht voreilig loben, vielleicht lag’s ja auch nur am absolut passenden Wetter.

Verändert hat sich gar nicht viel. Sicher: So viel Sauerland war noch nie (über 300 Bäume), so gut aufgestellt waren aber auch die über 30 Buden noch nie. Es wirkt sich positiv aus, dass aus Sicherheitsgründen „Notausgänge“ durchs Dickicht der Nagelbäume führen, denn genau das veranlasste offenbar die Aufsteller zu insgesamt großzügigerer Platzierung. Der sind durch den Platz ohnehin natürliche Grenzen gesetzt, aber sie scheinen auch ausgereizt.

Neu dabei ist das Zelt gegenüber der Herz Jesu-Kirche, wodurch die Aktionsfläche ein wenig in die Marktstraße gerückt wird. Das ist ein guter Zug, denn auch dadurch wird die nach wie vor stark frequentierte „Enzianhütte“ etwas mehr zur Mitte hin verlagert.

Tanzschul-Zelt

Im Zelt herrscht stundenweise Leben, denn betrieben wird es von einer Tanzschule, und die veranstaltet hier überwiegend Kindervergnügen. Auch gut: die „Bauernstube“ aus Lübeck an der Ecke zur Gutenbergstraße. Die Wirtsleute haben nordische Biersorten im Anstich, Spirituosen ebenfalls und eine deftige Küche. Ob die Idee aufgeht, die gemütlich-rustikale Stube für kleine Weihnachtsfeiern und Feierabendrunden anzubieten? Ein paar Meter weiter ergänzen sizilianische Süßigkeiten die Palette hiesiger Advents- und Weihnachts-Spezereien - von Cannoli bis Arancino alles dabei, was Nonna und Mama so backen und zuckern.

Das „Marienthaler Lädchen“ war schon bei der Premiere dabei und hält dem Organisationsteam um City-Manager Franz Muckel die Stange. Wilfried Milewski: „Ich bin aus zwei Gründen gerne hier. Erstens will ich Geld verdienen, zweitens habe ich erfahren, dass aus Zufallskunden Stammkunden werden, die auch das Jahr über nach Marienthal kommen.“ Ihm behage zudem die Atmosphäre: „Zwar steht man sich zwischendurch die Beine in den Bauch, aber abends wird’s fast immer voll.“ Erstmals ist der gerade erst nach Styrum gezogene „Feinkostladen Eichwald“ dabei, und die Verkäuferin schwärmt schon: „Hier ist es schön und gemütlich, kein Geschiebe, nette Leute.“

Und erst auf der Marktstraße ist das erste gallige Meckern zu hören: „Booah, ist dat klein. Wat soll dat denn?“ Da weiß man doch, dass der Weihnachtswald direkt an Oberhausen grenzt.