Tobias Koppen ist so etwas wie der Jogi Löw unter den Elektrikern – pardon: Elektroinstallateuren. Der 32-Jährige ist Betriebswirt und Chef des Buschhausener Handwerksbetriebes Elektro Koppen. Und er ist Spiritus Rector einer Talentschmiede, die ihresgleichen sucht.

Zum fünften Mal in acht Jahren stellt Koppen den besten Azubi im Bezirk der Kammer Mülheim-Oberhausen: Simon Könings (24) glänzt 2010 mit der Bestnote 1. Klar, dass Meister Koppen dem cleveren Mann einen Gesellenvertrag auf den Tisch legte. Überhaupt, jeder zweite der Koppen-Azubis wurde zuletzt übernommen. Seit ihrer Gründung 1964 bildete die Firma 170 junge Menschen aus.

„Wir haben einen hohen Leistungsanspruch“, sagt Tobias Koppen. Viele Jugendliche hätten ein falsches Bild vom Job. „Strippen ziehen und Schlitze kloppen“, damit sei es heute nicht mehr getan. Der Elektroniker 2010 muss mitunter Computer bedienen und programmieren können. Die durch Hartz IV in Verruf geratene Philosophie vom „Fordern und Fördern“ wird bei Koppen mit Leben gefüllt.

Es sind nämlich nicht Schulnoten, die aus Bewerbern Azubis machen. „Es kommt auf die Einstellung an“, sagt Koppen. Auf die Bereitschaft, vielleicht einen Tacken mehr zu machen und sich ständig weiterzubilden. Die passenden Leute ermittelt der Betrieb mittels Praktika und Einstellungstest. 2008 eiferten 146 Schulabgänger um drei Stellen. Zurzeit arbeiten 16 Azubis in der Firma, das ist fast ein Drittel der 52-köpfigen Belegschaft.

Gefördert werden die angehenden Elektroniker, mit Sandra Berg (21) ist in diesem Jahr zum dritten Mal eine Frau dabei, im hauseigenen Werksunterricht. Freitagnachmittag ab 14.30 Uhr kümmern sich Meister und Monteure 90 Minuten lang um den Nachwuchs. Theorie und Praxis stehen auf dem Stundenplan – je nach Bedarf. Und Grundsätzliches: „Einfachste Schaltungen, die in der Schule gar nicht mehr gelehrt werden.“

Vier der Koppen-Azubis legen derzeit noch einen drauf. Montags von 18 bis 20 Uhr lassen sie sich am Hans-Sachs-Berufskolleg zu Profis im Energiesparen ausbilden. Der sinnvolle Umgang mit Strom, Wasser und Wärme ist ein Zukunftsthema, dem die Handwerkskammer mit der Zusatzqualifikation „Assistent für energie- und ressourcenschonendes Wirtschaften im Handwerk“ Rechnung trägt. Ist das nicht ein bisschen viel Stress für einen 23-Jährigen? Nein, sagt Christian Bleckmann. „Weil’s Spaß macht und was bringt.“

Gute Noten werden firmenintern belohnt. 500 Euro können das werden. „Zum Beispiel für ein Messgerät oder ein Seminar“, sagt Koppen, „auf den Tisch lege ich das Geld nicht, denn von breiten Reifen fürs Auto haben die Jugendlichen später nichts.“

Das Prämiensystem gilt für die gesamte Belegschaft, die sich zweimal pro Jahr weiterbildet. Koppen: „Wir sind nicht nur Handwerker, sondern auch Kopfwerker.“ So ähnlich hätte es Jogi Löw wohl auch gesagt. Das koppensche schwarz-rot-gelbe Firmendesign kann kein Zufall sein.

Zur Firmengeschichte:

Klaus Koppen gründete 1964 die Firma Elektro Koppen. Partner ist seit 1975 Helmut Dirks, der zehn Jahre zuvor als fünfter Monteur in den Betrieb kam. 2005 übernahm Tobias Koppen den Betrieb von seinem „Onkel fünften Grades“, den er zufällig in einem Krankenhaus wiedergetroffen hatte. Statt Informatikstudium machte er dann den Elektroinstallateurmeister und anschließend die Ausbildung zum Betriebswirt. Aktuell hält Tobias Koppen 51 Prozent der Gesellschaftsanteile, Helmut Dirks (40) und Klaus Koppen (9) teilen sich den Rest. Die Firma, die seit 1992 in einer ehemaligen Holzfabrik an der Brinkstraße zu Hause ist, erwirtschaftete 2009 mit 50 Mitarbeitern einen Umsatz von vier Millionen Euro. Den Gewinn vor Steuern gibt Koppen mit 3 bis 3,5 Prozent an. 2011 wird Thomas Berg in die Geschäftsführung eintreten, 2015 soll er die Aufgaben von Helmut Dirks übernehmen.