Jahresrückblicke fallen je nach Blickwinkel unterschiedlich aus. 2010 wird vielen hier in erster Linie als Kulturhauptstadtjahr in Erinnerung bleiben. Wenn Caritasdirektor Werner Groß-Mühlenbruch zurückblickt, dann so: „Unterm Strich war’s ein schlechtes Jahr für die Armen.“
Im Blick hat er dabei das Sparpaket der Bundesregierung – mit Streichung des Elterngeldes für Hartz-IV-Empfänger, einer Kindergelderhöhung, von der bei ihnen nichts ankam, einer „Anpassung“ der Regelsätze, die ein Plus von fünf Euro bedeutet. Gegen Ende eines solchen Jahres will der Wohlfahrtsverband nochmal ein Zeichen setzen: Am Samstag sollen vor der Propsteikirche St. Clemens in Sterkrade Hunderte von Kerzen entzündet werden – als Zeichen der Solidarität mit Benachteiligten und sozial Ausgegrenzten.
Menschen ohne Lobby
In Sachen soziale Einschnitte hatte sich der Caritasverband gleich deutlich positioniert – auch in seiner Funktion als Sprachrohr der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände und Mitglied im „Bündnis für soziale Gerechtigkeit“.
Der Worte sind reichlich gewechselt – jetzt will man auch auf die Straße gehen, um deutliche Aufmerksamkeit für Menschen zu schaffen, die sonst keinerlei Lobby haben – und möglichst vielen Menschen Gelegenheit zu geben, sich solidarisch zu zeigen. Erstmals beteiligt sich die Oberhausener Caritas deshalb an der bundesweiten Solidaritätsaktion „Eine Million Sterne“, bei der symbolisch jedes Licht für einen Menschen in Not steht.
Nächstenliebe
Günter Weber, Vorsitzender der Pfarrcaritas Herz Jesu, steht hinter der Aktion: „Wir wollen zeigen: Da gibt’s was, wo man drüber sprechen muss, wo was geschehen muss.“ Zunächst hatte er für die Aktion den Vorplatz der Kirche am Altmarkt ausgeguckt – doch die Weihnachtswaldvorbereitungen machten das unmöglich.
Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen auf Pfarrcaritas-Ebene kam man dann überein, das Ganze in Sterkrade zu machen, wo sie bei Kaplan Peter Rehwald offene Türen einrannten: „Die Aktion hat mich begeistert. Und sie passt besonders gut in einem Monat, in dem wir mit Martin und Elisabeth zweier großer Heiliger der Nächstenliebe gedenken.“
In der Vorabendmesse am Samstag um 17 Uhr in der Clemenskirche will Rehwald die Besucher thematisch auf die Aktion einstimmen. Im Gottesdienst werden dann die Kerzen verteilt, die anschließend draußen ein leuchtendes Mahnmal für soziale Gerechtigkeit bilden sollen. Die eigentliche Lichteraktion auf dem Vorplatz ist für 18 Uhr geplant. Auch wer erst dann kommt, wird vor Ort mit einer Kerze ausgestattet, versprechen die Organisatoren, die auf breite Beteiligung hoffen. Vertreter der Wohlfahrtsverbände, der Gewerkschaft Verdi, des Arbeitslosenzentrums Sterkrade, des Katholikenrats und einiger kirchennaher Vereine und Organisationen haben ihr Kommen zugesagt.