Es ist still an der Langemarkstraße: Am Samstagabend, zu einer Zeit, zu der die kleinen Läden normalerweise längst geschlossen sind, passieren nur noch vereinzelt Menschen die dortigen Geschäfte. Einige Schaufenster allerdings sind noch hell erleuchtet, in manchen Läden freuen sich die Händler über späten Besuch. Um ein Lebenszeichen für die Langemarkstraße zu setzen luden die durch den Bert-Brecht-Haus-Umbau gebeutelten Händler am Samstag zum „Langen Abend“ ein. Bis 20 Uhr konnten Besucher bummeln und sich über das eine oder andere Schnäppchen freuen.

Keine Zeit zum Aufräumen

Trotz des herbstlichen Wetters freuten sich zahlreiche Besucher besonders in den Nachmittagsstunden über die verschiedenen Aktionen und Schnäppchen, die ihnen in den Geschäften geboten wurden. „Bis vor ein paar Minuten bin ich nicht einmal zum Aufräumen gekommen“, berichtet Uschi Lausberg von „Spiel Spaß Natürlich“ kurz vor Ladenschluss: „Fast wie im Weihnachtsgeschäft“. Am Nachmittag seien viele Familien unterwegs gewesen, die die Gelegenheit genutzt hätten, gemeinsam etwas zu unternehmen, Kinder schminken oder porträtieren zu lassen oder durch die Straße zu bummeln.

„Wir sind alle daran interessiert, dass die Langemarkstraße belebt wird“, betont Marie-Luise Woestpeter, die im Ausstellungsraum ihres Mannes nicht nur Fliesen präsentiert, sondern seit einer Weile auch Wohnaccessoires anbietet. „Alle Händler hier bemühen sich sehr, sich vom Üblichen abzuheben und qualitativ hochwertige und ausgefallene Sachen anzubieten“. Jeder tue sein Möglichstes, um die Besucher in die kleine Straße zu locken und den Standort attraktiver zu machen. „Viele wissen noch immer nicht, wie schön diese Straße ist und was es hier alles gibt.“

„Ich bin durch diese Straße bisher immer nur durchgelaufen“, erzählt eine Oberhausenerin, die im Spezialitätenladen unterschiedliche Essig- und Ölsorten probiert: „Heute habe ich endlich mal Zeit zum Stöbern und bin ganz überrascht vom Angebot“. Sie nutze die Abendstunden, um in Ruhe und ohne großes Gedränge bummeln zu gehen: „Schöner wäre es nur noch, wenn sich alle Inhaber einig wären und tatsächlich noch alle Läden geöffnet hätten.“

Bilder ausgestellt

Viel los war bis kurz vor Ladenschluss bei „Antiquitäten Bloch“. Seit 25 Jahren gibt es den Antiquitätenladen, fast 15 Jahre davon besteht das Geschäft an der Langemarkstraße. „Unsere Kunden freuen sich mit uns über das Jubiläum, und das muss gefeiert werden“, befand Inhaberin Marlies Bloch, die wegen der Baumaßnahmen am Bert-Brecht-Haus mit ihrem Geschäft vor kurzem in ein anderes Ladenlokal umgezogen ist. Dort verkauft sie nicht nur Antiquitäten, sondern stellt gleich noch Bilder ihrer Schwester und Künstlerin Ilse Klein aus. Weil viele Händler den Umbau zu spüren bekommen und bekannt sei, dass viele Kunden der ansässigen Geschäfte an verkaufsoffenen Sonntagen lieber zu Hause blieben, hat sie im Kreis der Pächter den langen Samstag angeregt. Ein Besuch an der Langemarkstraße lohne sich aber immer: „Hier gibt es viele schöne, kleine Einzelhändler“.

Die Langemarkstraße, erzählen einige der abendlichen Kunden, sei „fast so etwas wie ein Geheimtipp“.