Von Legostein bis Vinyl: Sammler treffen sich im Friedensdorf

Der kleine Adler begrüßt den Gast. Beständig zieht das Modell der 1835 gebauten ersten Lokomotive, die im Personen- und Güterverkehr in Deutschland eingesetzt wurde, in der Halle des Friedensdorfs seine Runden. Sebastian Fernholz (61), Lehrer am Bottroper Heinrich-Heine-Gymnasium und Leiter der dortigen Eisenbahn-AG, steht vor seinem rund 60 Meter langen Streckennetz, auf dem 18 Modellzüge Platz finden. Jedes Jahr baut er seine Miniaturwelt auf der Modellbörse auf, die seit 2005 regelmäßig im Friedensdorf stattfindet. „Schön finde ich es, wenn Friedensdorf-Kinder hier sitzen und mit großen Augen die erste Modellbahn ihres Lebens beobachten.“

Mit großen Augen beugt sich auch Jürgen Hüter über einige Kartons Vinyl: Neben dem 50-Jährigen liegen bereits vier Schallplatten, die er zwar nicht gesucht, aber trotzdem gekauft hat. Für den guten Zweck und den besseren Ton: „Musik von der Platte klingt voller als von einer CD“, meint der Buschhausener. Einen CD-Spieler besitze er deshalb auch gar nicht, dafür aber zahlreiche Vinylplatten, von denen Hüter nicht wenige in den vergangenen Jahren bei der Friedensdorf-Börse erworben hat. „Hier gibt es einige Schätze zu entdecken. Man muss sich nur die Zeit nehmen, danach zu suchen.“

Bernd Steppuhn hat die mitgebracht. Der 52-Jährige will eine Feuerwehrwache bauen und gräbt seine Finger deshalb tief in einen Karton voll Lego. Nur die roten Steine pickt er heraus, damit Ehefrau Carmen Südekum sie in einer Tüte sammeln kann. Die 48-Jährige arbeitet ehrenamtlich im Dorf, der Termin für die Börse ist deshalb lange vorher bekannt – und geblockt, wegen der Legosteine: Die haben mit der Geburt der Tochter Einzug ins Haus der Familie genommen: „Als sie nicht mehr damit spielte, wurde mein Mann wieder zum Kind.“

Oder geblieben: Klaus Kaiser begeistert sich seit der Schulzeit für VW-Käfer. In seinem Mülheimer Haus hat er dem Kultauto einen kompletten Raum gewidmet. All die Modelle, für die der 47-Jährige dort keinen Platz mehr hat, stehen nun zum Verkauf: An die 1000 Autos vom Maßstab 1:87 bis 1:18 warten in Plastikkisten auf einen neuen Besitzer. Darunter: eine VW-Limousine vom Typ 3. Metall trifft da auf Metall: Der Wagen ist eine Spardose aus den 60er Jahren. Ein besonderes Stück seiner Sammlung? „Besonders ist der Grund, warum wir alle heute hier sind“, meint Kaiser. „Fürs Friedensdorf.“

22 Stände – 500 Besucher

Rund 500 Besucher sind am Sonntag ins Friedensdorf gekommen, um an 22 Ständen in Kisten voll Lego, Vinyl und Mini-Autos zu stöbern. Die Börse gibt es seit den 90er Jahren, seit 2005 findet sie zweimal im Jahr statt. Der Erlös kommt dem Friedensdorf zugute.