Wer in Oberhausen eine Straße oder Hausnummer sucht und Daniela Ebert trifft, hat Glück. Sie kennt alle Adressen in unserer Stadt. „Ich könnte als Nebenjob Taxi fahren“, sagt die 42-jährige. In ihrem Hauptjob hat sie jetzt eine außergewöhnliche Anerkennung bekommen: Sie ist Postbotin des Jahres 2010.

Glückwünsche, eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen Pokal, „kein Geld“, wie sie betont, hat ihr der Titel eingebracht. „Ich habe mich trotzdem sehr gefreut. Das ist so wie Torschützenkönigin oder Spielerin des Monats.“

Dabei hat sie nicht einmal einen festen Stammplatz im Botenteam. Als Springerin übernimmt sie immer dort ein Revier, wo ein Kollege ausfällt, krank wird oder Urlaub macht. Dass sie eine zuverlässige Vertreterin ist, haben die Stammzusteller ihr nun mit ihrer Stimme gedankt und sie zur besten Postbotin gekürt.

Als sie vor 16 Jahren nach der Ausbildung zur Zerspannungsmechanikerin mit Fachrichtung Drehtechnik eine Anstellung suchte, hatte ihre Schwester die Idee, sie „kurz mal unterzubringen“ bei der Post. Das klappte, weil die Schwester als Postbotin einen guten Ruf hatte. „Ich dachte: Das machst du erstmal bis du was gefunden hast“, erinnert sich Daniela Ebert. „Doch nach drei Monaten Probezeit hatte ich bereits einen Festvertrag.“ Und sie blieb dabei. „Es gefällt mir. Es ist ein freies Arbeiten. Wind und Wetter machen mir nichts aus.“ Jeden Morgen fängt ihr Arbeitstag um 6 Uhr an. Im Stützpunkt an der Friedrich-Karl-Straße bringt sie die Post fürs Revier in die Reihenfolge ihres Weges, denn nicht alles wird im Briefzentrum sortiert. „Nicht alles passt in den Wagen, man muss auf der Tour nachladen“, erklärt Frau Ebert. „An manchen Tagen bis zu acht Mal.“ Wie das funktioniert? Versorgungsfahrer legen Postbeutel an vereinbarten Stellen für die Postboten bereit. „Es gibt hier nur noch drei Fußbezirke, meistens fahre ich mit dem Rad.“

Bei einem Pensum von 1000 Briefen und Karten ist Eile geboten, will sie pünktlich fertig sein. „Am Ende des Arbeitstages bearbeite ich die Post, die ich nicht zustellen konnte“, so Daniela Ebert. Es erleichtere die Arbeit schon, wenn die Briefkästen vernünftig beschriftet seien, was natürlich auch für die Briefe gelte. „Einmal hatte ich einen, auf dem stand: Max, Käthi, Dieter und Hund, sonst nichts. Doch weil auf einem anderen Brief auch Max und Käthi stand, habe ich die Adresse herausgefunden. Manchmal schaut man auch im Telefonbuch nach.“ Sind die Leute freundlich, freuen sie sich auf die Post? „Es gibt Muffelige, die nicht mal grüßen, aber die meisten kennen einen: Sind Sie auch mal wieder hier?“

In Lirich schippte eine ältere Dame Schnee. Das tat der Postbotin leid. „Haben Sie keinen?“, fragte sie, krempelte die Ärmel hoch und erledigte den Job. „Morgen komme ich wieder!“ Das wurde mit Plätzchen und Kuchen belohnt.

Dass sie Hundebesitzerin ist, hilft auch. „Ich weiß die zu nehmen und habe immer ein Leckerchen dabei.“ Ihr eigener Hund, sagt sie, sei ihr ein angenehmer Kinderersatz., „Der will nicht diskutieren, der schreit nicht, der freut sich einfach nur.“ Kinder, die sie unterwegs trifft, seien schon oft recht frech „Die sagen: Gib mal Gummi! Aus den Bändern, die die Briefe zusammenhalten, bauen sie sich gerne Fletschen.“