Oberhausen. .

Für die Bewohner eines Oberhausener Mietshauses wird’s frostig: Die EVO hat die Heizung abgeklemmt, weil die Hauseigentürmerin ihre Schulden nicht begleicht – die Mieter müssen ihre Nebenkosten aber weiter zahlen.

Morgen soll die Kälte zurückkehren, sollen die Temperaturen wieder einstellig werden. Wohl dem, der es sich im warmen Wohnzimmer gemütlich machen kann. Hans-Jürgen Reimer dagegen graut es angesichts der Wettervorhersage: Vor gut einer Woche hat die EVO in dem Mietshaus an der Lothringer Straße, in dem der 59-Jährige lebt, die Heizung abgeklemmt. Reimer und seine Nachbarn sind ratlos.

„Jetzt ging es wirklich nicht mehr“

Die Mieter sind in diesem Fall Leidtragende einer bereits seit langem währenden Auseinandersetzung zwischen den Stadtwerken und ihrer Vermieterin. Die ältere Dame hat bei der EVO einen Haufen Schulden. „Schon seit 2008 gibt es Probleme und immer wieder Rückstände“, sagt EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki. Im März 2010 habe man erstmals die Sperrung angedroht und seitdem immer wieder gemahnt. „Jetzt ging es wirklich nicht mehr.“

Anfang Oktober wurden die Mieter per Post über die Situation informiert. Auf Nachfrage habe es bei der EVO aber geheißen, der ausstehende Betrag sei so gut wie abgegolten, sagt Reimer. Man habe nichts von den Mietern gehört, sagt die EVO, die vergangenen Donnerstag die Reißleine zog. Nun ist Frieren angesagt. „Die Kleine im Anbau hat schon eine Erkältung“, sagt Reimer über das Nachbarskind. Er selbst hat sich von einem Bekannten einen Radiator geborgt, aber: „Die Kosten fressen einen ja auf.“

Betreuerin vom Evangelischen Kirchenkreis

Auch die Vermieterin selbst lebt im Haus. Sie kann ihre Geschäfte offenbar nicht mehr eigenständig führen und hat seit ein paar Monaten eine Betreuerin vom Evangelischen Kirchenkreis. Dorthin überweisen die Mieter die Nebenkosten, die Kaltmiete pfändet das Finanzamt. Die Betreuerin sagt, sie habe mit der EVO nicht reden können. Die Abschläge könne sie derzeit zwar zahlen, nicht aber die Schulden. Darauf hätte die EVO sich nicht eingelassen.

Die EVO stellt die Sache etwas anders dar, allerdings: „Der Vermieter muss die Verantwortung dafür tragen, dass die Mieter es warm haben“, hält Birgit Konopatzki fest. Zugleich sei man bei etwaigen Sanktionen stets um Augenmaß bemüht. „Wir versuchen immer zu gucken, dass es den Leuten nicht schlecht geht.“ Sind etwa Kinder betroffen, werde das berücksichtigt. Das Abstellen der Heizung gelte als der wirklich allerletzte Ausweg.

Die Sorge vorm Monatsende

So furchtbar selten muss die EVO diesen letzten Schritt allerdings nicht in Erwägung ziehen. Wer einmal zum Monatsende das Kundenzentrum an der Danziger Straße besucht, bekommt einen Eindruck davon, wie viele Menschen ihre Stromrechnung erst auf den letzten Drücker am Kassenautomaten begleichen können oder mit den Beratern über Stundung verhandeln müssen.

Hans-Jürgen Reimer zahlt ja sogar – und doch stehen ihm und den anderen Mietern frostige Zeiten ins Haus.