Gut, dass Haydns C-Dur-Cellokonzert auf dem Programm stand. Sonst hätte man fast glauben können, im falschen Konzert zu sitzen.

Ein Vivaldi-Konzert für Violine, Violoncello und Orchester, Puccinis Frühwerk „Crisantemi“, Respighis wenig bekannte d-Moll-Suite für Streicher und Hugo Wolfs Italienische Serenade – nicht gerade das, was man von einem gestandenen Sinfoniekonzert erwartet. Kammerorchester statt Sinfonieorchester, einstweilen bleibt es in der städtischen Reihe so, die vollmundig das Wort „international“ im Schilde führt: der Kostendruck halt. Erst im nächsten Jahr geht’s mit Sinfonien von Brahms und Dvorak wieder ans Eingemachte.

Die von Frieder Obstfeld geleitete Kammerphilharmonie Amadé hatte mit Natalja Gutman die Grand Dame des Cellospiels als Solistin verpflichtet. Sie, von Swjatoslaw Richter einst als „Inkarnation der Wahrhaftigkeit in der Musik“ gepriesen, ließ keinen Zweifel, was damit gemeint sein musste: Mit einer wie von selbst sich einstellenden Stilsicherheit, in Wirklichkeit natürlich Folge strengster musikalischer Kontrolle, gab sie dem melodischen Reiz des Stücks Raum. Ihre Fähigkeit zu feinsten klanglichen Schattierungen war dann auch in der Zugabe zu beobachten, der Bourrée aus Bachs C-Dur-Solosuite. Der Geiger Swjatoslaw Moroz, in Vivaldis B-Dur-Konzert RV 547 der zweite Solist, hat übrigens einst bei Oleg Kagan studiert, dem 1990 verstorbenen Ehemann Natalja Gutmans, seinerseits Schüler des großen David Oistrach. Dennoch konnte der Vivaldi-Auftakt noch nicht wirklich vom Stuhl reißen. Vielleicht die falsche Erwartungshaltung? Siehe oben.

Nach der Pause bewies die Kammerphilharmonie Händchen auch fürs Romantische. Puccinis „Crisantemi“ von 1890, tieftraurige Klänge, waren mit feinem Gespür ausgehört. In Respighis Suite, deren „Burlesca“ später als Zugabe wiederholt wurde, war zu spüren, wie das Spannungsverhältnis zwischen historischem Vorbild und romantischem Duktus die Musik bestimmt. Übrigens dürfte Griegs Holberg-Suite Respighi nicht unbekannt gewesen sein, was zuweilen auch hörbar wird. Ein besonderes Hörerlebnis dann zum Schluss: Hugo Wolfs Italienische Serenade, wie Puccinis Stück im Original für Streichquartett gesetzt, hat ja so gar nichts aufgeräumt Mediterranes. Gerade den subversiven Zug der Musik, ihre mangelnde Bereitschaft, so zu sein, wie der Hörer es zu wissen meint, arbeitete Obstfeld so entschieden heraus, dass es eine Freude war.

Im nächsten Sinfoniekonzert ist am Freitag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr im Saal Berlin der Luise-Albertz-Halle das AUKSO Kammerorchester Kattowitz zu Gast. Dirigent ist dann Volker Schmidt-Gertenbach, Solistin Kateryna Kasper-Machula (Sopran). Auf dem Programm stehen an diesem Abend: Corelli, Concerto grosso Nr. 8 g-Moll op. 6 (Weihnachtskonzert); Buxtehude, Also hat Gott die Welt geliebet; Reger, Lyrisches Andante; Mozart, Exsultate, jubilate; Schubert, Salve Regina; Haydn, Sinfonie Nr. 47 G-Dur.