Exklusive Literatur-Menüs des Genres Kriminalroman serviert das Festival „Mord am Hellweg“ bereits in seiner fünften Auflage an Orten im Revier, die durch ihre charmante Atmosphäre etwas Besonderes sind.
Am Samstagabend kam es als deutsch-polnische Krimi-Nacht daher. Tatort war das Gdanska am Altmarkt in der Alten Mitte.
„Dank der NRW-polnischen Zusammenarbeit und mit Unterstützung der deutsch-polnischen Gesellschaft ist es gelungen, diese Veranstaltung in Oberhausen durchzuführen“, sagte Wolfram Kuschke vom Westfälischen Literaturbüro Unna, das das Festival organisiert. „Wir greifen aus nach Westen bis Oberhausen und nach Osten bis nach Polen.“
Den überraschend zahlreich erschienenen Gästen versprach er „einen Vorgeschmack auf das Polen-Jahr NRW 2011“, zubreitet als elegante Mischung aus Musik, Literatur, Unterhaltung, Gespräch. Um es gleich zu sagen: Die Zutaten waren vorzüglich gewählt. Pawel Jaszczuk war der erste polnische Autor, den Moderator Ulrich Land vorstellte.
„Der Teufel von Lemberg“, der neueste Krimi des preisgekrönten Autors, spielt 1936 in der damals polnischen Stadt, die heute auf dem Gebiet der Ukraine liegt.
Das Publikum hörte zunächst einen in polnischer Sprache vorgetragenen Auszug. Dann kam Joe Bausch, Tatort-Liebhabern bekannt als Pathologe Dr. Joseph Roth, ins Spiel. Er übernahm die deutsche Übersetzung und sorgte allein schon durch sein Vorlese-Können für Hörgenuss.
Warum hat Jaszczuk sich auf die Vergangenheit spezialisiert? „Unser Treffen hier wird, wenn wir rausgehen, auch schon Geschichte sein“: Eine Antwort, übersetzt von Gdanska-Chefin Maria Golebiewski, die erahnen lässt, dass der Autor Paradoxes liebt.
„Was ist Gerechtigkeit? Es sind die Geschichten in Geschichten und die Frage nach Schuld und Sühne“, verriet die Journalistin und Autorin Elisabeth Herrmann, was sie als Roman-Stoff interessiert. Die Frau aus Berlin, die Polen sehr mag und Polnisch spricht, schenkte den Zuhörern eine Kostprobe aus „Die letzte Instanz“. Sechs Mordfälle, scheinbar ohne Motiv – nur Anwalt Joachim Vernau ahnt, dass es hier einen Zusammenhang gibt.
Die Autorin überzeugte als Vorleserin ebenso wie im Gespräch. Wenn ihr „Sachen zu Herzen gehen oder Wut erzeugen“, müssen sie raus – als Kriminal-Geschichten mit wahrem Hintergrund. Elisabeth Herrmanns Auftritt machte große Lust aufs Lesen ihrer Bücher.
Die Sympathie des Publikums eroberte auch Tomasz Konatkowski, dessen Kommissar Adam Nowak in Warschau ermittelt. „Ich habe die Sprache 15 Jahre nicht mehr gesprochen, trotzdem werde ich versuchen, einen Abschnitt auf Deutsch zu lesen.“
Der Mann, der im Hauptberuf Programmierer ist, hat nicht nur Mut, sondern auch, wie seine Vorstellung des Romans „Wolfsinsel“ bewies, Sinn für Humor.
Durch wunderbare jazzige musikalische Klänge des Remy Filipovitch-Quartetts wurden die Begegnungen mit den Autoren umrahmt. Diese Band ist eigentlich zu gut, um eine Nebenrolle zu spielen. Das trifft besonders dann zu, wenn die Krimi-Fans damit beschäftigt sind, lecker zubereitetes Bigos und Piroggen zu genießen und miteinander zu reden, während diese hochkarätigen Musiker spielen.