Welch schaurige Gesellschaft: In schwarzen Kutten reisen die einen an, andere tragen mit fester Hand ihre Besen bei sich, in denen wohl noch ein Rest Abendluft vom letzten Höhenritt glitzert.

Dazwischen haben sich Gestalten in weiße Umhänge gehüllt, in denen sie nun über den steinigen Boden zu schweben scheinen, einige mit gruselig verzogenen Fratzen – die meisten aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ich bin ein fröhliches Gespenst“ , meint Mia. Die Sechsjährige steht mit ihren Großeltern am Eingang des Gasometers, in dem heute kleine Hexen, Vampire und Werwölfe zur letzten Vollmondnacht eingeladen sind.

„ So etwas nimmt man zum Anlass, sich endlich die Ausstellung anzuschauen“ , sagen Jutta (54) und Alfons Tengelkamp (56). Die beiden Sterkrader haben sich bisher noch keine Schau im Gasometer entgehen lassen, mit Enkelin Mia wollen sie kurz vor Schluss (am 30. Dezember endet „Sternstunden“ ) nun auch den größten Mond auf Erden sehen. Doch zunächst will Mia ihren Gespenstumhang haben. Das Gesicht ist bereits geschminkt, Ursula Bendorf-Depenbrock von der Städtischen Malschule schneidet nun weißen Gartenvlies von einer großen Rolle und drapiert den Stoff mit wenigen Handgriffen und ein, zwei Tackernadeln an dem Mädchen. In weiteren weißen Umhängen haben sich einige Kinder vor Sabine Schulz niedergelassen. Die Märchenerzählerin holt eine Spindel aus ihrem Koffer und fragt nach der Geschichte, für die diese Spindel wohl stehe.

Auf den Metallstufen, die zum Mond führen hocken derweil rund 700 Menschen, wispern, während in der Ecke eine Frau im schwarzen Kleid einen letzten Schluck von ihrem Kaffee nimmt. „ In dieser letzten Vollmondnacht brauchten wir etwas Magie“ , kündigt Gasometer-Sprecher Thomas Machoczek die grüne Hexe Elphaba von dem Musical „Wicked“ an, die sogleich zu einem zweiminütigen Ständchen auffährt.