Für Kinder ist es fast immer eine sehr schmerzliche Erfahrung, wenn ihre Eltern sich trennen. Vieles verändert sich, sie müssen Abschied nehmen von Vertrautem.

„Sie verlieren einen Teil ihrer Familie, müssen möglicherweise Einschränkungen hinnehmen, die sie nicht kannten, die Wohnung oder sogar die Schule wechseln”, zählt Karin Degen Konsequenzen auf. Dabei hätten sie ein großes Harmoniebedürfnis, empfänden Veränderungen als unangenehm, trauerten um Verluste und hätten sogar häufig Verlassensangst.

„Wenn es möglich ist, dass sich Vater und Mutter nicht mehr lieb haben, könnte auch ihre Liebe zu mir verlöschen”, erklärt die Diakonin, Gemeindepädagogin und Trauerbegleiterin, wie viele junge Menschen in dieser Situation denken.

„Trennungsschmerz gibt es immer”, ergänzt Ellen Bleckmann. Auch sie ist ausgebildete Trauer- und Sterbebegleiterin. „Trauer hört nicht auf, aber sie verändert sich”, ist ihre Erfahrung. Das funktioniere besser, „wenn man die Kinder ein Stück weit begleitet“. Hier gebe es eine Parallele zur Trauer um einen geliebten Menschen, der gestorben ist.

Ob Tod oder Trennung, auf die Gefühle der kleinen Menschen werde nach solchen Krisen leider häufig zu wenig Rücksicht genommen. Kinder verarbeiteten Tod und Trennung anders als Erwachsene, und deshalb sei es so wichtig, dass sie professionelle Hilfe bekämen.

Die bietet ein neues Angebot, das die bereits bestehende Trauerarbeit mit Kindern, die die evangelische Gemeinde Holten-Sterkrade mit dem „Sternenzelt” erfolgreich leistet, erweitert. „Trennungs-Kinder Kunterbunt” heißt die Gruppe, die Trennungs-, Scheidungs-, Adoptiv- und Pflegekinder zwischen acht und elf Jahren auf eine „Insel” entführt, wo sie gemeinsam erleben, dass es anderen ähnlich geht wie ihnen. Wo sie angeleitet werden, sich zu öffnen, über Gefühle zu sprechen, Fragen zu stellen und zu akzeptieren, dass die Zukunft zwar anders, aber doch lebenswert sein wird. Wo es erlaubt ist, schwach zu sein, sich zu sorgen und wo es möglich ist, neue Stärken zu entdecken.

Karin Degen und Ellen Blckmann werden die Gruppe gemeinsam mit Susanne Overbeck – auch sie ist als Trauer-Begleiterin qualifiziert – leiten. „Es geht uns nicht darum, etwas zu verändern“, betont Susanne Overbeck. „Wir möchten den Kindern die Situation erleichtern.“

Dabei hilft der Umgang mit verschiedenen Materialien, dabei motivieren Aufgaben, Rituale, Gespräche, kreatives Spiel. Und Flipp. Er ist eine Handpuppe, „die eigentlich Filipp heißt, in die dritte Klasse geht und neun Jahre alt ist“, erklärt Susanne Overbeck, die die Puppe führt und für sie redet, seine Rolle. Eine Kostprobe reicht aus, um einzusehen, dass Flipp lebendig ist und als Mitglied der Gruppe ernst genommen werden wird. Wenn er sich einbringt, lenkt er die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers auf sich. „Meistens erzählt er eine kleine Geschichte und es gelingt ihm, Situationen herauszuspielen“, verrät Susanne Overbeck. In der Sternenzelt-Gruppe habe er sich als Mitglied bewährt.

„Wir führen mit den Eltern der Kinder Einzelgespräche“, betont Karin Degen, dass die Erziehungsberechtigten selbstverständlich einbezogen werden. Wichtig ist ihr noch, dass die Teilnahme an der Gruppe kostenlos und konfessionsunabhängig ist.