Oberhausen. .

SPD ruft neuen Arbeitskreis ins Leben. Projekte in den Stadtteilen organisieren.

Häme über Menschen, die sich nicht wehren können, warfen die einen ihm vor, für bedenkenswerte Ansätze und mutige Meinungsäußerung dankten ihm die anderen. Einigung wird die SPD so schnell nicht erzielen, was die umstrittenen Thesen aus Thilo Sarrazins Sachbuch „Deutschland schafft sich ab“ angeht. Insofern war der Titel der Veranstaltung mit „Ja oder nein – Parteiausschluss für Thilo Sarrazin?“ etwas verwegen gewählt.

Aber es war gleichwohl ein hochinteressanter und wohl auch nützlicher Abend, zu dem drei Sterkrader SPD-Ortsvereine (Süd, Nord, Alsfeld-Holten) ins Haus Neifer geladen hatten – zumal mit Michael Groschek MdB der Generalsekretär der Landespartei gekommen war, der natürlich auch das Prozedere eines „Parteiordnungsverfahrens“ erläuterte.

„Müssen was tun“

Um es vorwegzunehmen: Schon bald nach der ersten Einführung durch Groschek und einer ersten Diskussionsrunde mit den oben beschriebenen Grundpositionen ging es mehr um das, was Groschek auch wollte: „Wir müssen Probleme erkennen und benennen. Und dann müssen wir was tun!“, hatte er gefordert. Und so erhält Oberhausens SPD einen neuen Arbeitskreis, der noch keinen Namen hat, aber schon eine relativ klar umrissene Aufgabe: Die Ortsvereine und andere SPD-nahe Organisationen sollen vor Ort in kleinen, aber konkreten Aktionen mitarbeiten an der gewaltigen Aufgabe der Integration vor allem jener Mitbürger, die einen türkischen Migrationshintergrund haben.

Selbstkritik

„Die Falken müssen doch eine Mädchenfußballmannschaft aufbauen können, andere müssen doch Bands oder Jugendchöre ins Leben rufen können“, rief Groschek unter dem Beifall des großen Publikums. Und er übte Selbstkritik: „Wir alle haben zu oft und zu lange weggeguckt.“ Warum das so war (und ist), versuchte Bernhard Elsemann zu ergründen: „Ich muss sagen, dass ich in dieser Frage völlig hilflos bin.“ So ergeht es vielen, weil es keinen Königsweg gibt.

Auch Peter Langer, kürzlich pensionierter langjähriger Leiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule, gestand dies in einem sehr emotionalen und berührenden Diskussionsbeitrag. „Ja, wir haben immer wieder was gehört und auch gewusst, aber wir haben nichts getan.“ Es ging um die so genannte Zwangsverheiratung.

Das Schweigen soll ein Ende haben, und schon in den nächsten Tagen treffen sich Elsemann und Langer zu einem ersten Gespräch, um den Arbeitskreis zu organisieren. Nach gut zwei Stunden war Michael Groschek zufrieden und kündigte an, in einem Jahr erneut kommen zu wollen, um gemeinsam mit den Ortsvereinen die getane Arbeit zu überprüfen. Was jetzt schon positiv war: Man hörte nicht eine Stammtischparole.