„Nora oder Ein Puppenheim“, Theaterstück von Henrik Ibsen, 1879 in Kopenhagen uraufgeführt, wird fürs Theater Oberhausen von Herbert Fritsch in Szene gesetzt. Premiere ist am Freitag, 29. Oktober, im Großen Haus.
Fritsch, Schauspieler, Regisseur und Medienkünstler, der in der vergangenen Spielzeit „Pferd frisst Hut“ inszenierte, erschaffe hier „etwas wirklich Neues“, verspricht Dramaturg Tilman Raabke. Es entstehe „ein Familien-Zerreißungsdrama“ und dies komme „im schwärzesten Gewande daher, als Horror-Krimi“. Alle Beteiligten, Nora (Manja Kuhl), die sich wie eine Puppe im Puppenhaus behandelt fühlt und ausbrechen wird, ihr Ehemann Torvald (Torsten Bauer), der seine Frau Singvögelchen oder Eichhörnchen nennt, der sterbenskranke Doktor Rank (Henry Meyer), der ein Freund der Familie ist, Christine Linde (Nora Buzalka), Noras Freundin und Rechtsanwalt Krogstad (Jürgen Sarkiss) hätten Dreck am Stecken. Raabke: „Sie sind Monster, die sich umschleichen und belügen.“
Gefragt, was ihn an Nora interessiere, sagt Fritsch: „Erstmal war’s ein Schreck, denn leichte Geschichten liegen mir mehr. Dann war’s die Herausforderung, mit meiner Art solche Dinge anzugehen. Es hat mich zunehmend gepackt, wie die Familien auseinanderfallen und nicht funktionieren.“ Dass Familie die kleinste kriminelle Einheit sei, meine er sehr ernst. In den Texten interessierten ihn die darin verborgenen Perversionen. „Die habe ich versucht, herauszuarbeiten.“ Das Ende werde kein erwartetes sein. „Das spar’ ich mir bis zum Schluss auf, wie beim Essen den leckersten Bissen.“ Selbst wenn wüsste, wie seine Nora-Geschichte ausgehen wird, er hätte es ohnehin nicht vor der Premiere erzählt.
Die Zuschauer sollten beim Zuschauen „Genuss empfinden, trotz aller Verzweiflung“ und sie könnten sicher sein, dass sie eine straffe Nora-Fassung erleben. „So knapp wie möglich“ werde die Story erzählt. „Als Gesamtkunstwerk von Bühne und Musik“, verrät Otto Beatus. Er tritt an, durch collagierte Hitchcock-Filmmusik „eine Sphäre der Unheimlichkeit zu erzeugen, die permanent unter dem Stück liegt“. Sounds und Klänge sollen den Zuschauern das ständige Gefühl vermitteln, dass jederzeit etwas passieren könnte. Angeregt durch die Szenen entstehe die Musik, die aber unaufdringlich sein müsste, „im besten Sinne nicht wahrnehmbar“, so Beatus. Manchmal, lässt sich Fritsch in die Karten blicken, sei es auch umgekehrt: „Eine Szene entsteht aufgrund der Musik.“ Tolle Zusammenarbeit.