Oberhausen. .

Damit aus ihnen keine Kriminellen werden, fordert NRW-Innenminister Ralf Jäger eine hochintensive Betreuung von auffälligen Kindern im Grundschulalter – auch in speziellen Heimen. Manche Oberhausener Experten sind da aber skeptisch.

Auffällige Kinder schon im Grundschulalter „pädagogisch hochintensiv“ zu betreuen, um die Zahl junger Intensivtäter zu senken – dafür spricht sich NRW-Innenminister Ralf Jäger aus. Schon im nächsten Jahr sollen dazu entsprechende Heime gegründet werden.

„Ich bin da sehr, sehr skeptisch, ob das funktionieren kann“, sagt Thomas Notthoff, stellvertretender Leiter des Jugendamts. „Schon Neunjährige wegzuschließen, halte ich für problematisch. Wir setzen da eher auf Prävention, um kriminelle Karrieren schon im Vorfeld zu verhindern.“ So früh wie möglich müsse man damit beginnen, am besten schon im Kindergarten, spätestens mit Beginn der Grundschule. Streitschlichterprogramme, Deeskalationstrainings – viele Schulen leisteten schon gute Arbeit, das Sozialverhalten schwieriger Kinder nachhaltig zu verbessern: „Das noch weiter in die Fläche zu bringen, ist für mich das A und O“, so Notthoff.

Förderbedarf ausloten

Die beste Vorbeugung bestehe darin, sehr sorgfältig den jeweiligen Förderbedarf der Kinder auszuloten und sie schon im ersten Schuljahr konsequent aufzuarbeiten: „Wir haben mittlerweile zum Beispiel an allen Oberhausener Grundschulen Lese- und Rechtschreibförderung. Das bedeutet für viele einen ganz anderen Schulverlauf, eine viel bessere Chance auf Bildung“, ist Notthoff überzeugt. Manchem Kind, das sonst auf eine Förderschule gekommen wäre, habe man so den Regelschulbesuch und damit bessere Berufschancen ermöglicht.

Genau 343 zwischen sechs und 18 Jahre junge Oberhausener sind derzeit in Heimen untergebracht – die allerwenigsten wegen krimineller Umtriebe, die meisten wegen Versagens des Elternhauses oder anderer sozialer Probleme. Aber wenn es nötig sei, gebe es schon jetzt diverse Möglichkeiten hochintensiver pädagogischer Betreuung: Je nach Problem belege man Spezial-Einrichtungen in der ganzen Republik, mit Betreuungsschlüsseln von 1:1 bis 3:1.

„Heim vor Knast“

Bei der Oberhausener Polizei kann man sich mit den Vorstellungen des Innenministers durchaus anfreunden: „Es entspricht dem Grundsatzprinzip des Jugendrechts: Erziehung vor Strafe, Heim vor Knast“, sagt Polizeisprecher Uwe Weighart. Kinder unter 14 Jahren träten in Oberhausen allerdings strafrechtlich kaum in Erscheinung – und die Zahl der jugendlichen Intensivtäter zwischen 14 und 21 Jahren habe man seit Einführung eines speziellen Jugendkommissariats vor vier Jahren auch deutlich reduzieren können: „Das waren damals 50 aktive, aktuell sind’s 21“, so Weighart. Das sei nicht nur der guten polizeilichen Arbeit des Jugendkommissariats zu verdanken, in dem jeder Beamte „seine Pappenheimer“ bestens kenne und im Auge behalte, sondern auch dem gut funktionierenden Austausch mit den städtischen Jugendhilfe-Einrichtungen.