Wahrscheinlich hat er schon entspanntere Geburtstage gefeiert als seinen 44. am vergangenen Freitag. Da nämlich ist Dr. Peter Fabritz von Neuenrade, einer eher beschaulichen Kleinstadt im Sauerland, nach Oberhausen umgezogen, um hier die Nachfolge von Michael Dörnemann als Pfarrer der Großpfarrei Herz Jesu anzutreten. Den lieben langen Tag Kisten ausgepackt, um sich so schnell wie möglich heimisch fühlen zu können, in seinen neuen vier Wänden. Am Sonntagnachmittag wurde er in einer Festmesse feierlich in sein Amt eingeführt. Montagmittag stattete ihm die NRZ einen Besuch ab.
Neuenrade hat knapp über 12 000 Einwohner, allein die Pfarrerei Herz Jesu rund 18 000, Oberhausen knapp 215 000. Ein Kulturschock?
Ich bin ja gebürtiger Essener und bekennendes Kind des Ruhrgebiets. Insofern war’s für mich eher schwierig, ins Sauerland zu gehen, aber das hing damit zusammen, dass ich noch promovieren wollte – und das ging mit einer kleinen Gemeinde eben leichter. Im Nachhinein kann ich allerdings sagen: Das waren vier sehr schöne Jahre. Aber jetzt komme ich gerne nach Oberhausen zurück.
Zurück?
Ich hab’ meine Diakonatszeit 1995 bis 1997 in Sterkrade verbracht, bei Propst Ludwig in St. Clemens. Da hab ich schon einiges mitbekommen von Oberhausen.
Jetzt liegt Ihr Tätigkeitsfeld auf der anderen Seite des Kanals. Haben Sie sich schon umgesehen?
Ich brauche hier nur durch gewisse Straßenzüge zu gehen, dann weiß ich, dass die soziale Frage hier nicht unerheblich sein wird. Auch im näheren Umfeld, in der Gemeinde, leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. Schon mit unseren Messdienern könnten wir ein Festival der Kulturen veranstalten. Da kann Gemeinde ein wichtiger integrierender Faktor sein.
Was werden Ihre ersten Vorhaben sein?
Das Wichtigste ist jetzt erstmal die Gemeinde, die Menschen kennenzulernen. Es hat mich sehr gefreut, dass mich beim Empfang nach meiner Einführung so viele Menschen herzlich eingeladen haben. Auch die Einrichtungen im Stadtteil möchte ich möglichst bald besuchen – vor allem die Schulen und die Kindergärten. Ihre Arbeit bekommt immer größere Bedeutung, auch in Sachen Integration.
Als Pfarrer haben Sie nicht nur seelsorgliche, sondern auch administrative Aufgaben...
Da komm ich wohl nicht drumrum. Aber das Ganze muss Sinn haben. Kirche darf sich in keiner Weise abkapseln. Kirche muss wieder klar machen, warum es sie überhaupt gibt. Für manche ist sie in erster Linie eine Sozialorganisation, aber Kirche hat eine Aufgabe, die darüber hinaus geht. Sie muss den Weg zum Heil weisen, zum ewigen Leben. Dieser Weg fängt hier an und den müssen wir mit den Menschen gehen.
Apropos Weg: Auf welchem Weg sind Sie zur Kirche gelangt? War der Weg familiär vorgezeichnet?
Eigentlich gar nicht. Ich bin nicht mal besonders fromm erzogen worden. Aber seit ich das erste Mal in einer Kirche war, wollte ich Priester werden, von Kindesbeinen an. Die Faszination ist nie verloren gegangen, ich war Messdiener und Lektor und habe mit 16 Jahren begonnen, Orgel zu spielen und Kirchenmusik zu machen.
Und nach dem Abi dann mit dem Theologiestudium begonnen?
Nein, ganz so glatt lief’s dann doch wieder nicht: Als ich das Abi in der Tasche hatte und Theologie hätte studieren können, hab’ ich erstmal einen Rückzieher gemacht, kalte Füße gekriegt – und dann Musik studiert. Aber während des Musikstudiums hab ich gemerkt, dass ich vor dem eigentlichen Ruf meines Lebens weglaufe.
Ruf ist ein gutes Stichwort. Wie’s aussieht, ist’s nicht unwahrscheinlich, dass Sie bald ein anderer Ruf ereilen könnte. Allgemein wird damit gerechnet, dass der Bischof Sie zum Stadtdechanten ernennen wird.
Ich hab’ mich nicht dahin gedrängt. Aber wenn’s denn so kommen sollte, werde ich mich nicht sperren. Die Stadtkirche nach innen wie außen zu vertreten ist eine ehrenvolle und wichtige Aufgabe.
Und wenn man Peter Fabritz mal losgelöst von Ämtern und Aufgaben antrifft – welche Hobbys hat er?
Musik war mir immer sehr wichtig. Ich geh’ gern ins Konzert, mag Bruckner, Strauß und Wagner-Opern, aber auch Jazz. Im Auto hör’ ich allerdings meist Eins Live. Dann weiß ich auch, was „in“ ist.