Das wird die Gastgeberin gern gehört haben: „Sie sind Weltmeister unserer Reise“, lobte Arbeitsminister Guntram Schneider das Autohaus Kruft, wohin es ihn Donnerstag zum Abschluss seiner Ausbildungstour verschlagen hatte: „68 Mitarbeiter, davon zehn Azubis. Das ist eine ausgezeichnete Quote, die beste, die mir in diesen Wochen untergekommen ist.“ Unter dem Motto „Fachkräfte der Zukunft – alle Talente werden gebraucht“ war er seit Anfang September im Lande unterwegs, um sich im Gespräch mit Unternehmern, Handel, Handwerk und Arbeitsagenturen ein Bild über die Ausbildungssituation zu verschaffen.

Pflicht und Eigennutz

Für den Handelskammerbezirk Essen war das Oberhausener Autohaus die einzige Anlaufstelle. Das überaus ausbildungsfreundliche Klima dürfte den Ausschlag gegeben haben: „Für uns ist Ausbildung selbstverständlich – gesellschaftspolitische Pflicht einerseits, aber natürlich auch Eigennutz in Bezug auf die Zukunftssicherheit unseres Unternehmens“, sagte Jutta Kruft-Lohrengel, Geschäftsführende Gesellschafterin der Kruft GmbH. Dass es nicht überall so ist, rief Dieter Hillebrand, MEO-Regionsvorsitzender des DGB, in Erinnerung: „Bundesweit bilden nur noch 25 bis 30 Prozent der Betriebe aus.“

Dem erklärten Ziel Schneiders – jedem Jugendlichen den Zugang zu einer Ausbildung zu ermöglichen – näher zu kommen, scheint nicht ganz leicht. Nach wie vor gibt es mehr Bewerber als freie Stellen, in Oberhausen kommen auf jede Stelle rechnerisch zwei Bewerber, in Mülheim sieht’s besser aus. Ein klein bisschen Entspannung zeichne sich allerdings ab: Im Handwerk etwa sei die Zahl der Ausbildungsverträge in Mülheim und Oberhausen um drei Prozent gestiegen, erklärte Barbara Pezzei von der Kreishandwerkerschaft.

„Inzwischen sind die geburtenstarken Jahrgänge weitgehend in den Arbeitsprozess integriert, jetzt stehen die geburtenschwächeren Jahrgänge an“, sagte Schneider. Da müssten die Unternehmen allmählich in Konkurrenzsituation eintreten, um sich gute junge Leute zu sichern. Übrig bleiben die weniger guten: „Ich hab’ Sorge, dass bestimmte Gruppen zu kurz kommen werden“, sagte Schneider – Jugendliche ohne Schulabschluss und solche, die Probleme mit der deutschen Sprache haben, was nicht zwingend mit Migration zu tun haben müsse. Um solche Jugendliche in Arbeit zu bekommen, müsse man vielleicht kürzere Ausbildungsgänge anbieten, „auch, weil die Bewerber immer älter werden. Und es ist schwierig, 21-jährige für dreijährige Ausbildungsgänge zu gewinnen.“

Was weiter hilfreich sein könnte, da waren sich die Akteure im Ausbildungsbereich weitgehend einig, sei es, die umfangreichen Fördersysteme zu durchforsten und übersichtlicher zu gestalten: „Da hat sich ein gewisser Wirrwarr eingestellt, der entwirrt werden muss. Das werden wir im Landeskonsens anpacken“, versprach Schneider.