Beim Tag der Musikschule zeigen die Kinder, was sie drauf haben. Dabei gab es viel Lob, aber auch Kritik am Jeki-Projekt.
Knipsende Väter, lobende Mütter und Großeltern, die über beide Wangen strahlen – der „Tag der Musikschule” ist wie ein großer Kindergeburtstag, nur, dass dabei eben die Gefeierten das Ständchen bringen müssen. Aber darum geht es schließlich auch: Vom späten Samstag Mittag bis in den Abend zeigen junge Cellistinnen, Bläser und andere Instrumentalisten der städtischen Musikschule, was sie drauf haben – ein buntes Non-Stop-Programm durch die Musikgeschichte mit Kammermusik, Kinderorchester und Rock-Gruppe.
„Wenn's nicht swingt, ist sowieso alles in Asche”, übersetzt Big-Band Leiter André Levermann den guten alten Duke Ellington Song „It don't mean a thing”. In Asche müssen sie sicher nicht gehen – es swingt. Mit im Programm sind auch die Bläserklassen 5e und 6e des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, die erst ihre Instrumente zu „Old Mc Donald had a farm” tierisch quäken lassen – absichtlich, natürlich – um anschließend cool mit Sonnenbrille den „Hard Rock Blues” zu geben.
Den ersten Höhepunkt setzen aber die über 400 Kinder aus dem ersten und zweiten Jahrgang des Oberhausener „Jeki”-Projekts. „Hänschenklein” spielt die Blechbläsergruppe begeistert, obwohl etwa Trompete und Saxophon keine leichten Einstiegsinstrumente sind, wie der Oboist und Oberhausener Jeki-Koordinator Jürgen Krautwig betont. Zu Gespenstergeschichten imitieren die Junginstrumentalisten schaurig-schöne Käuzchenrufe und die Turmuhr. Flöten kommen beim Ruth und Hakan-Lied zum Einsatz, und schließlich die Stimmen beim Jeki-Lied: „Wir sind die Jeki-Kinder im Revier” nach der Melodie „Von den blauen Bergen”. Ob die Zeile „fällt mal einer aus der Rolle, kommt aus Bochum die Kontrolle” als versteckter Seitenhieb auf manche Ungereimtheit im Projekt geschrieben wurde?
Kritik gab es etwa an Organisation, zunehmender Privatisierung von Musikunterricht und damit geringerer Bezahlung der häufig frei arbeitenden Musiklehrer: Lange Arbeitswege sowie mangelnde Einbindung von Jeki-Stunden und -lehrern in den Schulalltag belasteten den Unterricht. Die Integration habe sich verbessert, lobt Krautwig, selbst die beliebte dritte und vierte Stunde – weil die Schüler dann am aufnahmefähigsten sind – treten Schulunterricht für Jeki ab. Die Neugier auf Instrumente sei groß, so der Musiklehrer, Anfrage und Zahl der Jeki-Kinder wuchs von anfänglich 13 Schulen zu inzwischen 21. Über 30 Lehrer unterrichten im Rahmen des Projekts, demnächst 50. Auch die Instrumentenreihe habe man um das Keybord erweitert. Die ärmeren und „bildungsfernen” Schichten seien jedoch – trotz Kostenbefreiung für Unterricht und Instrument – schwierig zu erreichen, berichtet Krautwig, denn „ein Instrument spielt man nicht von allein”. Es fehle häufig an Interesse der Eltern am Fortschritt des Kindes und damit an motivierender Unterstützung am Instrument zu bleiben, wenn das Üben schwer fällt.
Manche Eltern seien auch vom Übungslärm genervt – „Musik ist mit Geräusch verbunden”, grinst Krautwig, was Kinder brauchen sei Geduld und vor allem keinen Druck. Disziplin und Ruhe lernen die „Kleinen” im Orchester, das gegenseitige Zuhören und damit auch soziale Kompetenzen. Von den ersten Erfolgen kann man sich zum Musiktag selbst ein Bild machen: Aufmerksamkeit und Begeisterung sieht man auf der proppevollen Bühne. Auch als sich später alle Schüler der Musikschule dort versammeln, um „Lord of the Dance” und „Swing low” zu spielen – „das größte Orchester, das Oberhausen je gesehen hat”, ruft Gitarrist und Lehrer Markus Kaiser enthusiastisch.
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