Oberhausen. .
Harte Zeiten hat der Männergesangverein Cäcilia 1885 überstanden. Am 9. Oktober feiern die Sänger mit einem Festkonzert ihr 125-Jähriges. Doch die schwierigste Prüfung steht ihnen bevor: Es fehlt der Nachwuchs.
Zur ersten Probe am 1. März 1885 fanden sich 22 Musikfreunde in der Gaststätte Heisterkamp ein. „Das erste Lied, das damals gesungen wurde, war die Frühlingsklage von Schnauffer“, berichtet Wilhelm Kisters. Der MGV-Vorsitzende stöberte das Stück nach langer Suche jetzt mit Hilfe des Internets auf. „Ab 2011 gehört es wieder fest zu unserem Repertoire“, freut sich der 76-Jährige.
Aber zurück in die Vergangenheit: Vereinslokal blieb zunächst „Heisterkamp“. „In der Zeit bis zum 1. Weltkrieg nahm der Verein an etlichen Sängerwettstreiten teil und erhielt unter anderem im Jahre 1903 den Kaiserpreis“, erzählt Kisters.
So verwundert es nicht, dass auch die Feier zum 25-Jährigen im Jahre 1910 als nationaler Gesangwettbewerb im Bürgersaal in Alstaden auf die Beine gestellt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm der Chor 1919 seine Probenarbeit wieder auf. „Vereinslokal wurde bis 1997 das Restaurant Zum Feldschlößchen“, so Kisters. Unter der Leitung von Dirigent Hermann Page` aus Mülheim schaffte der Chor einen neuen Aufschwung.
Zum 50. Jubiläum erhielt der Chor für sein kulturelles Wirken die Zelter-Plakette. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Musikdirektor Heinz Becker als Chorleiter verpflichtet. Es folgten Udo Lütkemeier (1980 bis 1988) und Klauspeter Rechenbach (seit 1989), der den Chor bis heute leitet. „Doch leider haben wir inzwischen nur noch 35 Mitglieder und unser Durchschnittsalter liegt bereits bei 70 Jahren“, bedauert Kisters. 1973, als er dem MGV beitrat, sei das noch anders gewesen. „Meine Frau lernte ich bei einem Chorfest kennen“, erzählt Kisters. Die Freude an der Musik, an der Gemeinsamkeit habe die Menschen halt verbunden. „Doch immer wenn ich heute junge Leute anspreche, sagen die nur, frag’ mich noch mal, wenn ich 40 bin!“ Auch dieser Aufforderung ist Wilhlem Kisters schon gefolgt. „Leider ohne Erfolg.“ Woran liegt’s, dass sich der Nachwuchs so rar macht? „Wir singen neben klassischen Männerchor-Liedern auch Stücke aus Musical und Oper.“ Das Repertoire kann es also nicht sein. Eher die Freizeitgestaltung der Jugendlichen, die sich geändert habe.
Doch die Sänger des MGV lassen nicht locker. Einen ganzen Trupp junger Leute wünscht sich der Vorsitzende als Verstärkung. „Unsere Proben finden donnerstags von 20 bis 22 Uhr im Saal der Emmaus-Gemeinde, Bebelstr. 234, statt — jeder, der Interesse hat, ist willkommen“, versichert der Musikfreund.