200 Jahre Unternehmensgeschichte bieten reichlich Gelegenheit, in einen Dornröschenschlaf zu fallen, oder gar wichtige Entwicklungen ganz zu verschlafen.

Gerade, wenn guter Schlaf quasi die Geschäftsgrundlage ist. Dass die Sterkrader Firma „Betten Ortmann“ heuer auf eine 200-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken kann, macht deutlich, dass die Lenker an der Spitze des Unternehmens wohl meist recht ausgeschlafene Menschen gewesen sein müssen.

1810, fünf Jahre vor dem Ende der napoleonischen Zeit, legte der gebürtige Hamborner Alexander Ortmann am Großen Markt im damals noch kleinen Sterkrade den Grundstein für das Unternehmen. Ein zeitgemäßer Gemischtwarenladen war das damals, in dem es längst nicht nur Wäsche und Matratzen zu kaufen gab. Das Angebot kam an, 1824 zog man in ein Geschäftshaus am damals schon recht großen Kleinen Markt um. Um die Jahrhundertwende konzentrierte sich der damalige Inhaber und letzte Spross der Familie, Wilhelm Ortmann, ganz auf das Bettengeschäft.

Als fortschrittlicher Kaufmann setzte er schon damals auf Innovationen und hatte schon früh eine elektrische Bettfedern-Füllanlage angeschafft. Der Erfolg gab ihm Recht, und zügig wuchs das Unternehmen zu einem der beliebtesten und bekanntesten Bettengeschäfte in der Region.

Seit 1955 an der
Steinbrinkstraße

Wilhelm Ortmann verkaufte das Geschäft 1948 an den Kaufmann Albert Kressin und dessen Sohn, denen es gelang, das Unternehmen weiter auszubauen. So wurde 1951 in Duisburg-Meiderich ein Zweitgeschäft eröffnet, und 1955 folgte der Umzug an die Steinbrinkstraße, wo sich dem florierenden Betrieb mehr Platz bot.

1966 übernahm Karl-Heinz Kressin die Firma und führte sie nach bewährtem Muster fort, bis er sie 1985 an den heutigen Besitzer Bernd Schütte verkaufte. Unter seiner Ägide wurden im gleichen Jahr das 175-jährige Bestehen gefeiert sowie große Investitionen getätigt. In den Folgejahren expandierte das Unternehmen mit vielen Tochtergesellschaften und 1989 wurde das Stammhaus in Sterkrade zur zentralen Warenversorgung und Verwaltung ausgebaut. Insgesamt beschäftigte das Unternehmen zwischenzeitlich mehr als 60 Mitarbeiter. Mittlerweile hat man sich wieder auf den Betrieb im Stammhaus in Sterkrade konzentriert.

Heinz-Jürgen Hacks von der Industrie- und Handelskammer (IHK) bestätigt, dass es „außer Apotheken“ kaum Unternehmen gibt, die mit einer 200 Jahre langen Firmengeschichte aufwarten können. Und für Bernd Schütte, den Kaufmann aus Bremen, der das Unternehmen vor 25 Jahren übernahm, sind neben Qualität bei der Ware und beim Service (viele Mitarbeiter sind schon lange Jahre bei Betten Ortmann) auch Investition und Innovation wichtig. So hat er beispielsweise mit „Chiro Perfecta“ eine Marke erworben, die er mittlerweile exklusiv vertreibt. Ein ausgeschlafener Kaufmann.