Oberhausen. .
Wrestling ist ein Stück Theater und das Saint am vergangenen Samstag eine Bühne. Gut und Böse geben sich was auf die Glocke. Mit spektakulären Sprüngen, Schlägen und verbalen Entgleisungen. Drehbuchgerecht und mit der Präzision des Gongschlags. „Eins, zwei, drei... Aus!“
Jede Ringschlacht hat ihren Preis. Diesen Eindruck erlangt man, wenn man der amerikanischen Wrestling-Legende Hulk Hogan heutzutage auf dem Bildschirm zuschaut: Ärger mit der Tochter, Knatsch mit der Frau und Tumulte mit den Haustieren. Hogan genießt seinen (Un-)Ruhestand in einer Glitzer-Villa und lässt sich von MTV bereitwillig dabei filmen, während sich seine Nachfolger auf einem anderen Sender weiter Ringschlachten liefern.
Die großen US-Verbände WWE oder TNA füllen weltweit Arenen. Doch längst sind die Fans auch in kleinen Hallen Feuer und Flamme. „Regionales Wrestling“, sagt der 27-jährige Tassilo Jung, „ist gar nicht so falsch!“ Er gehört zu den Machern des Verbandes wXw. Hier heißt es: Oberhausen und Bottrop statt Los Angeles und New York. Alles ist etwas kleiner, aber näher dran, wie viele finden. Jung: „Bei uns sind die Fans mitten im Geschehen, nah am Ring und nicht weit hinter den Absperrungen.“ Ihre Stars hat die Show genauso, wie die „Großen“ aus Übersee. Einer von ihnen ist in Oberhausen heimisch, John Kay (26). In der Szene wird er nur „Bad Bones“ genannt und gilt als harter Knochen. Im Saint verteidigt er vor 230 Zuschauern mit seinem Partner Carnage den Tag-Team-Titel - als Oberhausen Terror Corps. Was materialisch klingt, ist wenig aussagekräftig. Im Ring teilt „Bad Bones“ ordentlich aus. Außerhalb der Seile gibt er sich lammfromm. „Wrestling ist wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten im Ring“, sagt er. Eine Seifenoper, deren Drehbuch vorab geschrieben wird.
Ein Selbstläufer sind die Duelle trotzdem nicht. Um Schläge und Tritte so auszuführen, dass sie den Gegner nicht verletzen, ist ein ausführliches Training nötig. Körperliche Fitness und sportliches Können sind trotz aller Show unverzichtbar. John Kay trainierte viele Jahre im Ausland. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Trainingsschulen, die das fachkundige Erlernen der Tritte und Schläge ermöglichen. Handwerkszeug.
Damit ausgestattet zieht „Bad Bones“ von Halle zu Halle. Bocholt, Essen. Ohne ein großes Ziel aus den Augen zu verlieren: „Einmal bei einem großen US-Verband einen Vertrag erhalten - das wär’s!“ Vorbilder motivieren: Hulk Hogan - vor der TV-Karriere.