Autoscooter-Messe auf der Wottelkirmes: Rund 300 Menschen kommen zum Jubiläum
Gemeindereferent Berthold Rzymski bleibt hinter der Menschengruppe stehen, hüpft in die Höhe, winkt mit dem rechten Arm und als das nichts hilft, ruft er laut: „Musik“. Sogleich setzt die Kirchhellener Blaskapelle zum ersten Ton an und eröffnet damit die diesjährige Autoscooter-Messe, die am Sonntag zum 25. Mal auf der Wottelkirmes stattgefunden hat. Rund 300 Anwohner, Schausteller und Mitglieder der Gemeinde St. Barbara haben sich dazu unter dem gelb-grünen Zelt versammelt – weit mehr, als in den zehn Stuhlreihen Platz finden können.
Marietta Alfes hat sich deshalb mit ihrer Enkelin Emma in einem Autoscooter niedergelassen, der am Rand des Fahrgeschäfts steht. Seit 15 Jahren gehe sie zu dieser Messe, so die 61-Jährige, und nehme seit vier Jahren auch die kleine Emma mit. „Sie ist evangelisch, findet das hier aber ganz toll.“ Und was gefällt der Vierjährigen heute besonders gut? „Die Taufe“, sagt das Mädchen und zeigt mit dem Finger nach vorne.
Dort hebt Gino Lenz gerade seine Tochter Pia über die Köpfe der Gemeinde. „So sieht ein getaufter Mensch aus“, sagt Prälat Emil Breithecker und erinnert sich später im Zweigespräch, wie er den Kindsvater und Oberhausener Schausteller Lenz selbst – „damals war er vier Jahre alt und schon ein richtiger Erwachsener“ – auf einer der ersten Autoscooter-Messen getauft hat. Auch Lenz’ Sohn Adriano hat vor drei Jahren auf der Wottelkirmes den Segen von dem Pfarrer der St.-Barbara-Gemeinde und dem Schaustellerseelsorger, Pfarrer Josef Maghs aus Krefeld, erhalten.
„Das hat bei uns schon Tradition“, scherzt Gino Lenz, bevor er und Ehefrau Carina in einem Meer aus Sonnenblumen und hellen Stimmen verschwinden: Die Kindergartengruppe von St. Barbara hat zur Feier des Tages ein Lied vorbereitet.
Vor dem Altar, den eine von den Schaustellern bestickte Decke schmückt, wechseln sich derweil die Redner ab: Hermann Walter, Vorsitzender des Kirchenbauvereins, bedankt sich beim fahrenden Volk für die „opulente Unterstützung beim Bau unseres Glockenturms vor 23 Jahren“ und Rose Schmalhaus spricht in ihrer Predigt von der „Liebe zu Gott, den Menschen und zur Kirmes, die uns hier zusammenführt“. Sie fordert Zivilcourage von ihren Zuhörern: „Gottes Liebe zeigt sich in jedem, der hinschaut und hilft.“
Bevor die kleinen Zuhörer sich um die traditionellen Gabentische der Schausteller versammeln, auf denen Süßes und Chips für die vielen Fahrgeschäfte bereit liegen, spielt nochmals die Blaskapelle. „Seit 25 Jahren rufen die Herren donnerstags vor der Messe bei mir an“, sagt Breithecker, „und fragen, ob alles so bleibe wie immer.“ Oh ja, antworte er stets: „Und das wird es auch im nächsten Jahr.“
Info: Enge Verbundenheit
Wann immer eine neu gebaute Kirche eingeweiht wurde, lud die Gemeinde zum Festakt mit allerlei Leckereien und später auch Spielen für die Kleinen ein. Aus dieser „Kirchweihmesse“ entstand, was heute Rummel genannt wird. „Traditionell sind Kirche und Kirmes eng miteinander verbunden“, sagt Schaustellerseelsorger Josef Maghs aus Krefeld. „Deshalb liegt es nah, hier Messe zu feiern.“