Monika Schnädter (58) hat erst kürzlich erlebt, wie ein alter Herr schrecklich weinte. „Weil er ins Pflegeheim musste, was die Trennung von seinem alten Kater bedeutete“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereines Oberhausen.

Ein menschlich-tierisches Drama, das, die demografische Entwicklung lässt grüßen, in Serie geht. Was passiert mit den Tieren der Senioren? Für den betagten Kater des betagten Herrn fand Schnädter ein neues Frauchen. Das Happy-End zumindest für die Samtpfote war Zufall. „Sonst raten wir, die Tiere zu inserieren“, sagt die Tierschützerin. Was dann aus ihnen wird, steht in den Sternen. Denn das Tierheim in Mülheim nimmt lediglich Fundtiere auf. Die Tierschützer in Oberhausen haben keine Möglichkeit, Abgabetiere unterzubringen. Drei bis vier Anfragen hat der Tierschutzverein wöchentlich von Leuten, die ein Tier abgeben möchten, weil sie ins Pflegeheim gehen, krank sind oder einfach kein Geld mehr haben. Schnädter hat den Verdacht: „Aus vielen dieser Tiere werden wieder Fundtiere.“ Und die verschlingen eine Menge an Tierarztkosten, wenn sie erst eine Zeit auf der Straße gelebt haben, entsprechend krank werden.

„Wir müssen dieses Problem in den Griff bekommen“, fordert sie. Die mögliche Lösung ist bislang eine Vision, die den Namen „ein eigenes, kleines Tierheim“ für Oberhausen trägt. „Dort könnten wir die Abgabetiere, nicht nur Katzen, sondern auch Hunde aufnehmen“, so die Zukunftsmusik der Tierfreunde. Was sie brauchen, ist ein Gebäude. Der Verein mit ca. 600 Mitgliedern, der seine Arbeit aus Spenden und den Einnahmen des Trödelladens an der Stöckmannstraße finanziert, könnte sogar Miete zahlen. „Es käme auf die Höhe an“, schränkt Schnädter ein. Betreiben würden sie das Tierheim aber auf jeden Fall eigenständig.

Oberhausens Politiker stehen der Idee grundsätzlich positiv gegenüber. Was sie sich als Diskussionsgrundlage allerdings wünschen, ist ein tragfähiges Konzept des Vereines. Wolfgang Große Brömer (SPD) wäre bereit, ein solches Vorhaben zu unterstützen. Einzige Einschränkung mit Blick auf die Schulden der Kommune: „Es dürfte die Stadt kein Geld kosten.“ Weil das dann wieder freiwillige Leistungen seien, die zu Problemen mit der Aufsichtsbehörde führten. Daniel Schranz (CDU): „Grundsätzlich unterstützen wir jedes bürgerschaftliche Engagement.“ Aber man müsse sehen, wie tragfähig die Konzeption des Vereins sei. Volker Wilke (Die Grünen) bietet den Tierschützern an, zu seiner Fraktion Kontakt aufzunehmen und Gespräche zu führen. Auch Dirk Paasch (Die Linke-Liste) wäre bereit, den Wunsch der Tierschützer in den städtischen Gremien auf den Weg zu bringen.

„Er ist das einzige, was ich hier habe, sonst könnte ich auch sterben.“ Liebevoll blickt Änne Kampermann auf ihr Lebenselixier, das klein ist, weiß, mit treuen dunklen Augen und überhaupt sehr süß. Der Malteser-Rüde Brando, „er versteht alles“, versichert Änne Kampermann noch, gehört Andreas Atzler, dem Leiter des Altenpflegeheimes Haus Marienburg.

Jeden Morgen sagt Atzler zu Brando: „Komm, wir gehen arbeiten.“ Brando betreut nämlich tagsüber ehrenamtlich Änne Kampermann. Der kleine Malteser ist jedoch oft nicht das einzige Tier im Haus Marienburg. Genauso wie in der Einrichtung Haus am Buschkämpen sind Haustiere erwünscht. Sprich, die beiden Altenheime, privat betrieben von Hans-Dieter Ringelings, sind die einzigen in der Stadt, in die Bewohner ihre Tiere mitbringen dürfen.

Brando ist übrigens auch ein Held: „Als Änne Kampermann kürzlich in ihrem Wohnraum stürzte und einfach nicht mehr aufstehen konnte, bellte der Hund Hilfe herbei. Der kleine Held bekommt vielleicht bald einen Kumpel. „Wir haben eine Interessentin aus Kleve, die mit ihrem Hund bei uns einziehen möchte“, sagt Atzler. Hunde, Katzen und Vögel hätten schon bei ihnen gelebt. Zivis würden bei der Betreuung der Tiere helfen, wenn die Senioren selbst nicht mehr so ganz fit seien. Hygienische Bedenken gebe es nicht. „Wir sind ja keine Klinik, wir wollen den Menschen ein Zuhause geben“, so der Leiter des Hauses. Im Haus am Buschkämpen baute man sogar für einen Taubenvater einen kleinen Taubenschlag.

Eine Bedingung gibt es allerdings vor dem Einzug eines Tieres. „Verwandte müssen bereit sein, dass Tier zu übernehmen, wenn der Besitzer stirbt“, so Atzler. Mit einem Tierheim in Oberhausen würde auch hier vieles einfacher.

Die positive Wirkung von Tieren, besonders auch auf dementiell veränderte Menschen, ist bekannt. Deshalb entschied man sich im Altenzentrum St. Clemens jetzt für die Einrichtung eines Streichelzoos mit Ziegen, denen Kaninchen folgen werden.