Vor der gläsernen Eingangstür lehnt einer vom Sicherheitsdienst an dem Metall-Poller, die junge Kollegin im Blick, die ihm aus dem Inneren des Einkaufszentrums fünf Finger entgegenstreckt:
„Fünf dürfen weiter gehen“, sagt er zu der Menschenschlange, die hinter ihm wartet. Da tippt ihn eine ältere Frau auf die Schulter. „Sagen Sie, warum warten denn die vielen Menschen hier? Kommt wieder irgend so ein Super-Star?“ Nein, meint der stämmige Mann: „Die warten, weil sie alle in den neuen Apple-Store wollen.“ – „Kenn ich nicht“, schüttelt die Frau mit dem Kopf und tritt durch die Glastür. Vor ihr: Über 2000 Menschen, die zur Eröffnung des NRW-weit ersten Apple-Stores gekommen sind.
Am Kopf der Schlange, die sich zum Apfel-Geschäft streckt, steht Sebastian Birr. Auf dem Rücken trägt der 18-jährige Schüler einen zusammengefalteten Campingstuhl, auf dem er um viertel vor zwei vor dem Centro Platz genommen hat. Kurz danach kamen Lukas Klein (17) und Stephan Langenau (22). Die Jungs kennen sich aus dem Internet, haben sich über den Onlinedienst Twitter zur stundenlangen Warterei verabredet. Für Stephan ist es die erste Geschäftseröffnung, Sebastian stand schon Anfang 2010 in Frankfurt in der ersten Reihe und kennt sich mit dem Medienrummel aus, der schnell um seine Person entsteht.
Das Gesicht des jungen Manns verfärbt sich erst, als sich vor ihm die hohen Glastüren öffnen: Dahinter jubeln die Angestellten in blauen T-Shirts. Sie applaudieren. Rufen „Cen-tro“ im Chor. Laufen aus dem Geschäft und einmal um die Reihe Wartender. Bis einer von ihnen den Countdown einzählt.
Auf eins steht Sebastian in der Tür, das IPhone nimmt den Moment auf, wie ihm die Hand gedrückt wird, er sich durch ein Spalier von blauen T-Shirts klatscht. Einen Moment des Umschauens, dann strömen sie alle hinein: Innerhalb von Sekunden ist das 400 Quadratmeter große Ladenlokal rappelvoll.
Das bleibt es bis in den späten Nachmittag: Lange haben die Apple-Fans über diese Eröffnung spekuliert, erst vor einer Woche ist sie offiziell bestätigt worden – obwohl Apple-Deutschland schon vor einiger Zeit Stellenanzeigen geschaltet und Seminare in Oberhausen angekündigt hatte. Letztere sind für die kommende Woche „so gut wie ausgebucht“, sagt Store-Leader Hakan Ceylan. Der 36-jährige Bochumer hat bereits den bundesweit ersten Apple-Store eröffnet, 2008 in München.
Da war Sebastian Birr auch dabei. Gerade lehnt der Schüler über dem neuen, kleinen IPod-Shuffle. Einen silbernen hat er schon, erst letzte Woche gekauft, nun soll es ein grüner sein. Wie finanziert man sich so eine Markenlust? „Ich habe einen Nebenjob bei einer Fastfood-Kette“, sagt Sebastian, bevor ihn einer der 65 Angestellten mit Namen begrüßt, die Hand gibt und mit ihm in der Masse aus Mensch, Technik und Design verschwindet.
Eng wird es. Drei Jugendliche schieben sich aus dem lauten Gedränge, biegen vor dem Geschäft rechts ab und laufen auf seinen direkten Konkurrenten zu: Im kleinen Ecklokal von Re-Store ist es überraschend voll und die drei jungen Männer sind nicht die einzigen, an deren Handgelenk eine Apple-Tasche baumelt: Für die ersten 1500 Besucher des Apple-Stores steckt darin ein limitiertes T-Shirt (um viertel vor zwölf war die letzte Tasche weg). Bereits nach wenigen Minuten stehen die Bottroper Jungen wieder vor dem Geschäft. Warum waren sie überhaupt drin? „Wir wollten nur mal gucken, ob da noch was los ist.“