Zu Besuch bei Psycholove: Fünf Rocker machen harte Musik, die über die Grenzen des Landes hinaus ankommt
Langsam. Jeden Finger. Einzeln. Vom Mikrofon lösen und die Augen wieder öffnen. In den vollen Saal blicken, zuschauen, wie das eigene Lied noch in den letzten Zuckungen des Publikums nachhallt. Stille vor dem Applaus. „Und dann rufen sie deinen Namen, den Namen deiner Band. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Deshalb machen wir das.“
Mirko nennt sich Mirk.Star. Der 37-jährige Dümptener sitzt mit den anderen feixenden Mitgliedern der Hardcore-Rock’n’Roll Band „Psycholove“ auf der zusammen gewürfelten Sitzecke ihres Proberaums im zweiten Stock des Crowded House, vor sich auf dem Tisch einige Wasserflaschen, links lehnen Gitarren an der Wand, vor dem Schlagzeug stapeln sich schwarze Kisten aufeinander, aus denen dicke Kabelrollen und allerhand Technik hervorlugt. Irgendwo dazwischen steht verloren ein Notenständer. „Den hat jemand hier gelassen, wir brauchen ihn auch nicht“, meint Bassist Jimmy grinsend, „wir haben unsere Musik im Blut.“
Und das schon seit Jahren: 2006 haben sich der Osterfelder und Mirko zusammengetan, man kannte sich bereits seit einigen Jahren, wie das so ist, wenn man in einer Stadt wohnt und den gleichen Musikgeschmack hat. Mirko gehörte damals noch den „Traceelords“ an, wollte dann aber gemeinsam mit Jimmy etwas auf die Beine stellen. Also holten sich die beiden Mittdreißiger den Mülheimer Schlagzeuger Roger (35) ins Boot, wechselten 2009 den heute 22-jährigen Diego als ihren Gitarristen ein – und gaben gleich einige erfolgreiche Konzerte.
Für ihre erste Platte konnten die vier Psycholovers den Deutsch-Rocker Andy Brings, bis 1994 Gitarrist der Gelsenkirchener Thrash-Metal-Band Sodom und einstiger Band-Kollege von Mirko, gewinnen. „Die eigenen Lieder aufzunehmen, sie richtig abmischen zu lassen, das hilft, kleinste Schwachstellen herauszuhören und es so noch besser machen zu können“, sagt Mirko.
Mit dem Album, ihren eigenen Stücken und einigen interpretierten Liedern tourten die Ruhrgebietler erstmals durchs Ausland, nahmen sich Urlaub von ihren Jobs und zogen von Paris aus durch die französischen Klubs. Doch etwas gefiel Sänger Mirko einfach noch nicht: „Der Klang war noch nicht laut genug, der Sound musste fetter werden: Wir brauchten einen zweiten Gitarristen.“
Anfang 2010 holten sie sich einen Rheinländer dazu: Der Düsseldorfer Studienrat nennt sich in der Gruppe „Officer“, mit ihm hat sich Psycholove beim Oberhausener Musikwettbewerb „unsigned“ qualifiziert, stand unter anderem in der Turbinenhalle auf der Bühne und hat zuletzt beim Pendant des Olga-Rock-Festivals in Middlesbrough rund 700 Engländern (trotz Fußballweltmeisterschaft) eingeheizt.
Bis Ende des Jahres soll nun die nächste Platte auf den Markt kommen, die die Gruppe wahrscheinlich selbst vertreibt. Danach soll möglichst bald wieder eine Tour auf dem Plan stehen. Ihren Lebensunterhalt können die Psycholovers zwar nicht mit der Musik verdienen, „darum geht es uns aber auch nicht“, stellt Officer klar. „Es ist ein Wahnsinnsgefühl, auf der Bühne zu stehen, deine eigenen Songs zu spielen und es so richtig krachen zu lassen.“ – „Wer von vornherein nur berühmt werden will“, stimmt ihm Mirko zu, „der wird verkrampft und vergisst, wie viel Spaß Musik eigentlich macht.“
Live in Concert: Interview-Video bei Myspace
Psycholove werden das nächste Mal in Herne auf dem Festival Alte Musikfabrik (AMF) am Samstag, 9. Oktober auftreten. Los geht es um 19 Uhr in dem Freizeithaus „Pizza Toni“, Am Revierpark 40. Tickets kosten 8 Euro. Neben Psycholove werden auftreten: Bangkok, Powerball, Zero und Jake Porn. Einen Monat später, am 5. November spielen Psycholove in Essen, im Kinder- und Jugendzentrum „Hüweg“, Hünninghausenweg 84, in Steele. Weitere Inforamtionen zur Gruppe gibt es im Internet unter http://psycholove.de.