Dass eine Neukonzeption der heimischen Sportplatzlandschaft nötig ist, bestreitet seit Jahren niemand. Wie die NRZ ankündigte, hat der Rat sie mit breiter Mehrheit nun auch beschlossen. Acht Einzelmaßnahmen (zwischen 2,3 Millionen und 27 500 Euro teuer) kosten bis 2014 insgesamt 5,79 Millionen Euro. Dem soll am Ende eine aus Verkaufserlösen stammende Summe entsprechen, die Zwischenfinanzierung erfolgt aus Mitteln der Sportpauschale des Landes. Das Vorgehen ist mit der Bezirksregierung abgesprochen, Stopp-Schilder also sind demontiert. So weit, so gut, aber es hakt an einigen Stellen – eine Analyse.

Mit Recht stolz – und daraus macht er keinen Hehl – ist Josef Loege (SPD) auf die Entwicklung. Der Präsident des Stadtsportbundes hatte vor Jahren schon die Deutsche Sporthochschule Köln ins Boot geholt und deren Experten die Lage in Oberhausen bewerten lassen. Kein kleiner Teil der Konzeption stammt aus dieser Quelle. Was Loege im Rat nicht sagte: Die vorgesehene Umsetzung der Vorschläge kann hier und da ins Klemmen geraten, denn es gibt mancherorts Konkurrenz.

Emschergenossenschaft

Beispiel Sportplätze Ehrenmal: Das Kunstwerk Rehberger-Brücke über den Kanal (Fertigstellung voraussichtlich im April/Mai 2011) ist der Emschergenossenschaft so lieb und teuer, dass die es nicht sonderlich toll findet, die Kunstbrücke unmittelbar neben einem profanen Fußballplatz (hintere linke Eckfahne, wie es jetzt aussieht) landen zu lassen.

Jetzt hat das Planungsdezernat einen Ideenwettbewerb gestartet, zumal gleich dahinter (auf dem alten Freibad-Gelände, jetzt SSB-Freizeitsportpark) die Emschergenossenschaft das „Haus des Wassers“ ansiedeln will. Das war eigentlich für die andere Straßenseite geplant, aber da soll das Fußballleistungszentrum Emscherinsel entstehen. Grundstückseigentümer: Emschergenossenschaft.

Immerhin unstrittig ist das Fußballleistungszentrum, dessen auf die Stadt zukommenden Kosten mit 2,33 Millionen Euro veranschlagt sind. Davon fließen noch in diesem Jahr 50 000 Euro, für Vermessungen, Bodenproben, Planungen. Im nächsten Jahr steht dann der große Rest auf dem Programm, und Sportdezernent Apostolos Tsalastras ist ganz froh, dass der Verein mithilft.

Er will nämlich für die Gebäude den Kostenfaktor Innenausbau übernehmen. Was übrigens auch bedeutet, dass der angepeilte Stadionumbau (Kostenträger: RWO) erstmal ein bisschen weiter nach hinten geschoben wird. „Uns soll es nicht wie Arminia Bielefeld gehen“, verweist RWO-Vorstand Thomas Dietz auf die Ostwestfalen, denen ihr Tribünen-Neubau das Vereinsgerippe beinahe zerschellen ließ. Das meiste Geld zur Gegenfinanzierung soll reinkommen, wenn RWO das Gelände am Rechenacker verlassen hat.

Hier – die Idee hatte einst schon Hermann Schulz – soll gehobenes Wohnen im Grünen realisiert werden. Rund 3,7 Millionen Euro (warum in der Ratssitzung ständig nur von 3,3 Millionen die Rede war, ist nicht nachvollziehbar) sollen die Grundstückserlöse betragen. Das ist realistisch und auf der Basis des heutigen Marktwertes berechnet – „konservativ“, sagen Experten dazu.

Umzugsprämie

Verzögern kann das der sich derzeit starr bis stur stellende TC Oberhausen, der einen Grundstückszipfel zur Samlandstraße hin bis 2016 gepachtet hat. Eine Mitgliederversammlung ließ vor Monaten die zwischen den Vorständen des TCO und des benachbarten TuS 87/97 Alstaden ausgehandelte Lösung platzen. Bitter stößt manchem auf, dass die Stadt bereit ist, dem TCO einen Standortwechsel (wohin auch immer) mit 100 000 Euro zu versüßen. „So viel“, so Tsalastras zur NRZ, „hätten wir auch zahlen müssen, um in der Alstadener Kuhle die Anlagen so aufzubereiten, dass zwei Tennisclubs da spielen können.“ Das riecht nach Umzugsprämie.

Die Stadt trennt sich im Rahmen der Gesamtmaßnahme von nicht weniger als neun Sportplätzen. Dass der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Werner Nakot, dazu anmerkte: „Oberhausen hat zu viele Sportplätze“, macht fassungslos. Als ehemaliger Vizepräsident des Stadtsportbundes müsste er wissen, dass er da einer Milchmädchenrechnung aufgesessen ist.

Demographische Kurven schlagen Kommunalpolitiker immer häufiger in ihren Bann, aber sie sind häufig nicht mehr wert als ein Horoskop. Würden die Oberhausener nur so viel Sport treiben wie Städter das im Landesdurchschnitt tun, hätte Oberhausen bereits zu wenig Plätze. Es bleibt also genug zu tun.