Oberhausen. .

CDU-Bundestagsabgeordnete erntet mit Aussagen bei einer Energierunde Unmut. Grüne: „Klimawandelleugnerin“.

Marie-Luise Dött hatte am Montag keine Zeit, übers Klima zu reden. „Alles total aus dem Zusammenhang gerissen“, sagt sie nur und verweist auf die Stellungnahme, die sie noch am Freitag auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. An jenem Tag war in der „Financial Times Deutschland“ ein Artikel erschienen, der die Atmosphäre zwischen der umweltpolitischen Sprecherin der Unionsfraktion und der Kanzlerin empfindlich abkühlen lassen haben dürfte.

In dem Bericht mit dem Titel „Die Klima-Revisionisten“ geht es um den Auftritt der Oberhausener Bundestagsabgeordneten Dött bei einem Treffen von Politikern, Unternehmern und Wissenschaftlern, die die These vom menschengemachten Klimawandel offenbar anzweifeln. Eingeladen hatte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion. Nachdem sie am Morgen im Bundestag noch Angela Merkels Bekenntnis zum Klimaschutz habe beklatschen müssen, so der Financial Times-Autor, könne sie in einer solchen Runde „endlich sagen, was sie wirklich denkt“.

All das, was Angela Merkel und Umweltminister Norbert Röttgen hochhalten, sehe Dött demnach als eine „Ersatzreligion“. Die Ausführungen des Gastredners Fred Singer, eines wegen seiner Nähe zur Industrie umstrittenen US-amerikanischen Physikers, habe sie als „sehr, sehr einleuchtend“ begrüßt. Die Frage sei nun, gibt die Financial Times Dött wieder, wie man die Politik auf einen anderen Kurs bekomme, weg vom Klimaschutz und den immer neuen Lasten für die Wirtschaft.

„Dem widerspreche ich“

Der Bericht schlug Wellen, weitere überregionale Medien griffen das Geschehen auf. „CDU-Umweltpolitikerin fällt Merkel in den Rücken“, schreibt die „Zeit“ in ihrer Internetausgabe. Laut „Tagesspiegel“ hat sich die Unionsfraktion inzwischen von den zitierten Aussagen distanziert.

Auch vor Ort hat man die Berichte registriert. Die Oberhausener Grünen zeigen sich empört. Vorstandssprecher Andreas Blanke schimpft Dött eine „Klimawandelleugnerin“. Von der Union fordert er Konsequenzen. „Wer wie Frau Dött allen Ernstes das Leugnen des Klimawandels ‘einleuchtend’ findet, der hat nichts begriffen. Wenn sich die Union in umweltpolitischen Fragen weiterhin von einer peinlichen Unwissenden vertreten lässt, darf sie sich nicht wundern, wenn sie in der Klima- und Umweltpolitik nicht ernst genommen wird.“

Dött fühlt sich absichtlich missverstanden. „Mit dem Artikel in der Financial Times Deutschland wird bewusst versucht, mich durch aus dem Kontext herausgelöste Zitate gegen die Klimapolitik der Bundesregierung zu positionieren. Dem widerspreche ich.“ Sie stehe hinter dem Energiekonzept der Regierung Merkel. Der Begriff „Ersatzreligion“ fiel wohl, gemeint gewesen seien aber diejenigen, die „den Klimaschutz zum alleinigen Maßstab von Energiepolitik“ machen wollen.

Dötts Oberhausener Parteifreunde verfolgen die Debatte natürlich ebenfalls. Sollte man sich über die Querschüsse geärgert haben, stärkt man der örtlichen Abgeordneten doch den Rücken. Fraktionschef Daniel Schranz verweist auf Dötts Richtigstellung. Und: „Unterm Strich finde ich es nicht schädlich, wenn es innerhalb einer bestimmten Bandbreite unterschiedliche Meinungen gibt. Dass Marie-Luise Dött eine eher wirtschaftsfreundliche Position vertritt, ist bekannt. Politik bedeutet kontroverse Diskussion.“