Oberhausen. .

Auch an der Turbinenhalle entsteht ein Automaten-Casino. CDU: „Unverantwortlich“.

Der Trend geht offenbar zum Großraum-Glücksspiel. Auch an der Turbinenhalle wird derzeit fleißig gebaut, und selbst wenn sich die dort entstehende Spielhalle gegen jene auf dem Stahlwerksgelände (die NRZ berichtete) fast niedlich ausnehmen wird, so ist auch dieses Projekt nicht von schlechten Eltern. Mehr als 80 Automaten auf zwei Etagen sollen dort ab Frühjahr 2011 zum Daddeln einladen.

Das gefällt nicht jedem in der Stadt. Hatte die CDU schon angesichts der künftigen Großspielhalle auf dem „Filetgrundstück“ Stahlwerksgelände deutliche Kritik geübt, so moniert sie auch das neue Projekt an der Turbinenhalle, und führt dafür nicht nur stadtplanerische Gründe ins Feld. „Hier hat man es eindeutig auf ganz junge Menschen als Zielgruppe abgesehen“, sagt Fraktionschef Daniel Schranz. „Wer demnächst nachts aus der Turbinenhalle kommt, kann hier gleich noch sein letztes Geld verspielen, während er auf den Bus wartet.“

Gleicher Betreiber

Turbinenhallen-Eigentümer Michael Neumann, zugleich Investor beim Spielhallenbau, weist den Vorwurf der Abzocke Jugendlicher von sich. Man ziele mit der Spielhalle auf ein ganz anderes Publikum als mit der Diskothek. „Die Spielhalle ist doch vor allem ein Tagesgeschäft.“ Nichtsdestoweniger wird sie branchenüblich 23 Stunden öffnen – die eine „Reinigungsstunde“ ist gesetzlich vorgeschrieben. Betreiben wird die Lokalität laut Neumann die Schmidt-Gruppe, das selbe Unternehmen also wie bei dem Projekt auf dem Stahlwerksgelände. Dort wollen die Coesfelder Glücksspiel-Experten ab Januar oder Februar kommenden Jahres auf großer Fläche mit knapp 150 Geräten aufwarten.

„Geräte-Dichte zu hoch“

Die sich damit erhöhende Automaten-Dichte vor Ort ist den Oberhausener Christdemokraten ebenfalls ein Dorn im Auge. Sie verweisen auf die Landesfachstelle Glücksspielsucht, laut der die Stadt bei der Relation von Einwohnern und Spielgeräten schon jetzt den zweifelhaften Spitzenplatz in NRW belege. Rund 200 Personen kommen hier laut der Suchtexperten auf ein Gerät, in Essen sind es 305, in Duisburg 238.

Diese Werte berücksichtigen allerdings ausdrücklich nur Geräte in Spielhallen und Gaststätten, nicht in tatsächlichen Casinos, wie es auch in Duisburg eines gibt. Trotzdem stößt das florierende Geschäft mit dem Glück auch anderswo unangenehm auf, die Zahl der Neueröffnungen von Spielhallen ist auffällig. In der Nachbarstadt Mülheim hat der Rat deshalb jetzt beschlossen, künftig schon in Bebauungsplänen festzulegen, wo Spielhallen zugelassen werden sollen und wo nicht.

„Das machen wir im Grunde genommen ja auch“, sagt Oberhausens Planungsdezernent Peter Klunk über das Vorgehen der Stadt. „Es gibt eine klare Strategie, Spielhallen aus zentralen Lagen herauszuhalten. Wenn wir in der Vergangenheit die Chance hatten, auf solche Pläne zu reagieren, haben wir das getan. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass es Bereiche geben muss, wo man Spielhallen zulässt.“ Und ein solcher Bereich sei nun mal der in der Neuen Mitte, wo die Freizeitindustrie ohnehin einen Schwerpunkt habe und wohin Kunden gezielt steuerten.

Klunk: Zutritt erst ab 21

Was die Spielhalle an der Turbinenhalle angeht, so werde dort ein Mindestalter von 21 Jahren herrschen, „damit Jugendliche und junge Erwachsene nicht gefährdet sind“. Klunk äußert zudem die Hoffnung, dass die Großspielhallen das Geschäft mit dem Glück neu ordnen. „Wenn die beiden eine vernünftige Qualität haben, gelingt es ihnen vielleicht, kleinere zu verdrängen.“