Oberhausen.

Bei der Entwicklung ihres Parlaments in Oberhausen nehmen Jugendliche das Heft in die Hand: von Ideen und Idealen

Die Stoag streicht ihr Tagesnetz zusammen und investiert in zwei neue Hybridbusse? Eine Skihalle soll am Centro-Gelände entstehen, während die Eislaufhalle am Vonderort brach liegt? „Gäbe es jetzt schon ein Jugendparlament, würden wir diese Dingen entschieden mitdiskutieren“, sagt Nasir Schieran. Der 16-jährige Realschüler gehört zur rund 25-köpfigen Arbeitsgruppe, in der seit Mai Ideen für das zu bildende Jugendparlament gesammelt werden. „Entscheiden, wie es hinterher wirklich aussehen wird, das wollen wir nicht. Das sollen vielmehr alle Jugendlichen dieser Stadt gemeinsam.“

Sie wollen es besser machen als die Erwachsenen: Im Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne die Bildung eines Jugendparlaments für das Schuljahr 2011/12 fixiert. Den konzeptionellen Rahmen des Gremiums wollten die Politiker selbst abstecken: Im Jugendhilfeausschuss war im März genau das ein Streitthema. Thomas Krey, Vorsitzender des Jugendverbands SJD-Falken forderte, dass Jugendliche von Anfang an in die Planung einbezogen werden. Der Jugendring, Dachorganisation aller örtlichen Jugendorganisationen, lud daraufhin zu einer offenen Diskussionrunde ein – aus dieser ist nun die Arbeitsgruppe entstanden, zu der auch Sarah Bauer gehört.

„Ich habe davon in der Zeitung gelesen und fühlte mich ausgeschlossen. Da haben Erwachsene über etwas gesprochen, was uns Jugendliche angeht“, sagt sie. Die 17-Jährige geht in Mülheim zur Schule und dort hat sie die Wahl eines Jugendparlaments erlebt – durfte als Oberhausenerin aber selbst nicht abstimmen. „Was dort passierte,welche Themen diskutiert wurden, das fand ich spannend und das will ich in ähnlicher Art für meine Stadt.“

Damit genau das passieren kann, erarbeiten die jungen Menschen derzeit Wege, wie sie Mitstreiter für ihre Idee gewinnen können: Ketten-E-Mails wollen sie verschicken, außerdem die Schülervertretungen ansprechen und eine Gruppe bei dem unter Jugendlichen bekannten sozialen Online-Netzwerk Schüler-VZ gründen, auf dem sich derzeit rund 5,5 Millionen junge Nutzer austauschen. Beratend, „aber nicht Einfluss nehmend“ steht Krey den Jugendlichen zur Seite: „Die Parteien sehen vielleicht derzeit keinen großen Fortschritt in der Arbeit der Jugendlichen, SPD und Grüne wollen ihnen aber eine Chance geben.“

Anfang 2011 sollen alle Interessierten zu mehreren Workshops eingeladen werden, in denen u.a. über die Zusammensetzung des Parlaments, seine Kompetenzen und den Einsatz finanzieller Mittel entschieden werden soll. Auch steht zur Diskussion, ob dem Parlament ein Erwachsener vorstehen soll. „Wichtig ist uns ein Anhörungs- und Informationsrecht“, sagt Sarah Bauer. „Wir wollen als Teil des Stadtrats wahrgenommen werden“, ergänzt Yannick Pavlenka (15), „Ansprechpartner für die Jugend sein und so Interesse für Politik schaffen.“ Daran mangle es unter Jugendlichen: „Politiker wirken abgehoben, man versteht sie nicht. Das soll bei uns anders sein.“

Parteien möchten die jungen Leute nicht im Parlament installiert sehen, „weil es dann nur Streit gibt“. Es sollen junge Bürger sprechen und nicht Vertreter von Vereinen und Verbänden. Bis zum Sommer 2011 soll das Konzept ausgearbeitet sein, im nächsten Schuljahr wird gewählt.

Nächstes Treffen: Heute im Haus der Jugend

Am heutigen Freitag, 17. September, wird sich die derzeit rund 25-köpfige Arbeitsgruppe „Jugendparlament“ im Haus der Jugend, John-Lennon-Platz 1, wieder treffen. Alle interessierten Jugendlichen sind zu der Diskussionsrunde herzlich eingeladen. Vorgestellt wird ab 18 Uhr unter anderem die Arbeit der Jugendparlamente in Berlin, Duisburg und Mülheim. Das nächste Treffen wird am 6. Oktober stattfinden. Weitere Infos sowie Ansprechpartner kann man erfragen unter der E-Mailadresse jupa@jugendring-oberhausen.de.