Vom Kindergarten zum kompetenten Ansprechpartner für Eltern und Kinder in praktisch allen Bildungs- und Lebensfragen im Stadtteil: Vor vier Jahren ins Leben gerufen, haben sich die Familienzentren in unserer Stadt etabliert.
14 Einrichtungen sind zertifiziert, drei erwarten das Gütesiegel, drei stehen am Beginn des Strukturwandels, bis zum Jahr 2013 soll ein Netzwerk von 32 Einrichtungen zur Kompetenzgemeinde zählen. So sah es die alte Landesregierung vor. Doch weil die neue Landesregierung die Überarbeitung des Kinder-Bildungsgesetzes angekündigt hat, stehen auch die Familienzentren auf dem Prüfstand. Über den Stand der Diskussion informierte Regina Scholz vom Kinderpädagogischen Dienst, die den Arbeitskreis der Familienzentren leitet und ihre Entwicklung koordiniert. Leiterinnen verschiedener Familienzentren berichteten über ihre Erfahrungen.
„Die Grundidee ist prima, selbst wenn die gesetzlichen Vorgaben schwierig sind”, so Regina Scholz. Gisela Larisch vom Familienzentrum der Awo am Tackenberg drückt die Meinung aller Beteiligten so aus: „Es gibt keinen Weg zurück, aber die Bedingungen müssen sich ändern.” Das betrifft vor allem die personelle Situation. Denn während die Familienzentren Managerqualitäten verlangen — das Spektrum reicht von der Kontaktpflege mit Kooperationspartnern über Bedarfsermittlung, Planung und Durchführung von Aktionen, Kursen, Angeboten bis hin zur Teilnahme an Arbeitskreisen, Öffentlichkeitsarbeit und umfangreicher Dokumentation —, gibt’s keine Verstärkung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen, die seit Pisa an die Bildungsarbeit im Elementarbereich gestellt werden. „Über diese Wertschätzung unserer Arbeit haben wir uns gefreut“, gibt Regina Scholz zu. Jedoch werde eine Qualitätssteigerung um Nulltarif verlangt.
„Die Kollegen stoßen an ihre Grenzen. Man dreht sich im Hamsterrad“, beschreibt Waltraud Tersteegen, Leiterin des Familienzentrums Fantasiewerkstatt in Osterfeld, die Lage. Warum trotzdem weitere Kitas Familienzentren werden? „Diese Berufsgruppe ist extrem engagiert“, sagt Regina Scholz. „Und leidensfähig“, ergänzt eine Kollegin. Mechthild Thamm, Leiterin des Familienzentrums Schatzkiste: „Die Bedürfnisse von Familien sind komplex. Es gibt eine Fülle von Aufgaben, denen wir nachkommen müssen.“
Und die, das ist ein weiteres Problem, sind nicht in allen Stadtteilen gleich. Während beispielsweise in der Stadtmitte darauf eingegangen werden sollte, dass hier viele Familien mit Migrationshintergrund leben und ein Bedarf an Sprachkursen besteht, diskutieren Eltern in Schmachtendorf lieber über Erziehungsprobleme pubertierender Kinder oder hören Vorträge zur frühkindlichen Entwicklung. Trotz aller Unterschiede ist jedoch die Punktzahl, die eine Einrichtung für ihr Konzept braucht, um als Familienzentrum zertifiziert zu werden, gleich.
„Einerseits sind wir gezwungen, zu ermitteln, was die Familien wünschen. Werden bestimmte Angebote nicht benötigt, fehlen aber Punkte“, erklärt Christiane Jacobs, Leiterin des Evangelischen Familienzentrums Schmachtendorf. Fazit: Der Nachbesserungsbedarf ist erheblich.