Oberhausen.

Siegerehrungen haben im Normalfall immer einen sportlichen Charakter. Die besten drei dürfen auf das Podest, der Rest hat verloren. Auch wenn das nicht immer zutrifft, meistens stimmt es doch. Bei der Siegerehrung der Aktion „Menschen machen’s möglich“ von RWW und WAZ am Dienstagabend in der Eventkirche St. Bernardus in Sterkrade traf das ausnahmsweise einmal nicht so ganz zu.

Natürlich, es gab drei Gewinner bei dem diesjährigen Wettbewerb um den besten Ehrenamtler der Stadt. Natürlich hätten auch die anderen sieben Kandidaten gerne einen Scheck für ihre jeweilige soziale Einrichtung gewonnen. Irgendetwas war trotzdem anders.

Vielleicht liegt es am Thema: dem ehrenamtlichen Engagement. Da waren zehn Menschen zusammengekommen, für die es selbstverständlich ist, sich für andere einzusetzen. OB Klaus Wehling schätzt ihren Einsatz jedenfalls sehr hoch ein. „Als Oberbürgermeister bin ich stolz, dass sich so viele engagieren.“

Stolz durften sie an diesem Abend alle sein. Jeder Kandidat wurde mit seinem Engagement von Wehling vorgestellt und geehrt. Sieger musste es natürlich trotzdem geben. Und es waren ganz andere Sieger, als wir sie von olympischen Spielen im Fernsehen kennen. Die Erstplatzierte Ayse Yaldiz freute sich zwar über die Anerkennung und die 3000 Euro, die ihrer Einrichtung zu Gute kommen: „Es ist ein schönes Gefühl“, so die 43-Jährige. Doch schon im zweiten Satz fügte sie das Entscheidende an diesem Abend hinzu: „Egal, das Wichtigste ist das, was wir alle hier machen.“ Das Ehrenamt also. Für dieses ist Ayse Yaldiz ein besonders schönes Beispiel. Vor 24 Jahren aus der Türkei eingewandert, kocht sie nun alle zwei Wochen für den Seniorenmittagstisch der Schul- und Sozialkirche St. Jakobus auf dem Tackenberg. Ganz nebenbei fördert sie auch den Kontakt zur nahegelegenen Moschee bei regelmäßigen Treffen. Von dem Siegergeld will Ayse Yaldiz die Küche der Schul- und Sozialkirche renovieren, neue Maschinen und große Töpfe kaufen. Schließlich kommen bis zu 60 Menschen zum Seniorenmittagstisch.

Die Zweite, Gabriele Förster vom Verein Frauen helfen Frauen, hat noch gar keine Vorstellung, was mit ihrem Preisgeld geschehen soll. Allerdings: „Uns wird schon etwas Sinnvolles einfallen, da hab’ ich keine Bedenken“, sagt die 52-Jährige, die im Vorstand aktiv ist und eine Rechtsberatung anbietet.

Der Drittplatzierten, Ilse Friedrichs von der Christus-Kirchengemeinde, war die Rührung deutlich anzumerken. „Jetzt bin ich so alt und gewinne noch mal bei einer Preisverleihung“, sagte die 83-Jährige augenzwinkernd. „Dabei bin ich so klein wie du und ich.“ Ob man das bei ihrem regen Engagement für die Frauenhilfe der Gemeinde, den Besuchsdienst für Seniorinnen und im Chor und Gottesdienst wirklich behaupten kann? Auch Ilse Friedrichs ist allerdings das Engagement wichtiger als der Preis. „Ich mache das wirklich gerne und kann es nur jedem empfehlen“, lautete dann auch ihre Werbung für das Ehrenamt. „Das Gefühl zu helfen macht einfach glücklich.“

Das gilt auch für alle anderen, die in der WAZ vorgestellt wurden und die nicht mit einem Preisgeld bedacht, aber dennoch am Dienstag ausgezeichnet wurden: Regina Arnold (Ambulantes Hospiz), Ortwin Goertz (Kunstverein), Karl Hoffmann (Arbeiterwohlfahrt), Jana Kamke (Waldschule Hühnerheide), Heinrich Muzik (Kleinstädter Bühne), Richard Neumann (Bürgerfunk) und Roswitha Petschnik (Epilepsie-Selbsthilfegruppe).

Die Preisverleihung war der Abschluss des fünften Wettbewerbs „Menschen machen’s möglich“ von RWW und WAZ, bei der insgesamt zehn Ehrenamtler aus Oberhausen ausgezeichnet wurden. Die Preisgelder von 3000, 2000 und 1000 Euro kommen den Einrichtungen zu Gute, für die sich die Preisträger engagieren. Nach der Vorstellung der Kandidaten im Juli in der WAZ hatten sich fast 700 Bürger an der Abstimmung beteiligt.