Die Polizei jagt bei weitem nicht mehr nur böse Buben. Längst wird auch in den Reihen der Beamten die Prävention groß geschrieben.
Es gibt schrecklich viel, was man tun kann, damit das Kind gar nicht erst in den Brunnen fällt. Was das ist, das wissen die Experten vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz am besten.
Das Kommissariat entstand 1994 bei einer der vielen Neuorganisationen. Und seit dieser Zeit haben die acht Mitarbeiter, drei davon sind Teilzeitkräfte, alle Hände voll zu tun. Sie sitzen nämlich nicht nur im Büro, sondern gehen raus zu den Menschen, beraten sie vor Ort. Halten Vorträge. Und das eben oft auch abends.
Das Kommissariat umfasst diverse Fachbereiche. Dazu gehört der der „Sicherheitstechnik“. Die Polizeibeamten beraten Bürger kostenlos direkt vor Ort, wie sie ihr Haus, ihre Wohnung einbruchsicher machen. Sie halten aber auch Vorträge. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist natürlich seit vielen Jahren die Sicherheitstechnik-Ausstellung im Bero-Zenter. Die Arbeit der Männer und Frauen zeigt Erfolge. „Bei einem Drittel der Einbrüche bleibt es mittlerweile beim Versuch“, freut sich Uwe Lichtenstein (55), der Leiter der Dienststelle.
Was bei diesem Kommissariat einen weiten Raum einnimmt, ist der „Opferschutz“. „Wir haben hier auch einen ausgebildeten Opferschutzbeauftragten“, verdeutlicht Lichtenstein. Und er sagt, wie sehr er die Geduld des Mitarbeiters bewundert, der sich einem sehr zeitintensiven wie belastenden Job widmet. Opferschutz heißt im Falle der Polizei „Zuhören“ und die Menschen dann an Stellen verweisen, die professionelle Hilfe leisten können. Opfer, das können Menschen sein, bei denen eingebrochen wurde und die sich nun in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen. „Wir haben hier auch jedes Jahr 300 Opfer häuslicher Gewalt“, nennt Lichtenstein ein anderes Beispiel. Traumatisierte Menschen könnten sie ganz schnell an die Trauma-Ambulanz weiter vermitteln.
Ein weiteres Arbeitsfeld ist die „Gewaltprävention“. Das Spektrum reicht von Anti-Bullying-Projekten (bullying engl. für tyrannisieren) an Schulen über Selbstbehauptungstrainings für Frauen und Mädchen bis hin zu Verhaltensempfehlungen bei sexuellem Missbrauch oder sexueller und häuslicher Gewalt.
Aber es gibt noch weitere Fachbereiche. Etwa den für „Legale und illegale Drogen“. „Wir halten Vorträge für Lehrer“, sagt Lichtenstein. Das Betäubungsmittelrecht oder die Wirkstoffe der Drogen stellten sie vor. Aber auch Jugendliche erfahren von den Beamten interessante Dinge. „Viele wissen zum Beispiel gar nicht“, so Lichtenstein, „dass sie, werden sie mit Drogen angetroffen, unter Umständen ihren Führerschein nicht mehr machen dürfen“.
Da die Computerkriminalität zunimmt, versuchen die Mitarbeiter des Kommissariates auch hier auf die Fallstricke aufmerksam zu machen. Was man beim Chatten beachten sollte oder beim Online-Banking sind wichtige Aspekte. Aber auch das Handy ist ein Thema: „Selbst Kinder laden sich da schon pornografische Filme drauf“, weiß Lichtenstein. In solchen Fällen alarmierten sie die Eltern.
Unter den Punkt „Allgemeine Sicherheitsfragen“ fällt der Schutz der Senioren. Lichtenstein: „Das Problem ist, dass es in Oberhausen viele Senioren gibt und diese oft isoliert leben.“ Wie aber erreicht man diese Menschen, die schnell Opfer von Trickbetrügern werden können? Eigens dafür wurden die Seniorensicherheitsberater ins Leben gerufen. Das sind Ehrenamtliche, die auf alte Menschen zugehen und ihnen Verhaltensregeln vermitteln.
„Wir wollen Jugendliche nicht sanktionieren, sondern sie schützen“, stellt Uwe Lichtenstein klar. Der Leiter des Kommissariates Kriminalprävention und Opferschutz erläutert, dass der polizeiliche Jugendschutz in ihr Ressort fällt.
„Pro Jahr machen wir auch 20 Jugendschutzkontrollen, überprüfen, ob die Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden.“ Oder: Beamte begleiteten wieder Olgas Rock. Lichtenstein: „Dort treffen wir immer wieder auf Jugendliche mit Alkoholvergiftungen.“ Bei solchen Aktionen seien sie gemeinsam mit Mitarbeitern des Jugendamtes und des kommunalen Ordnungsdienstes unterwegs. „Wenn wir dann auf alkoholisierte Jugendliche treffen, reden wir auch mit den Eltern“, so Lichtenstein. Die reagierten eher besorgt als wütend. Erfreulich ist, dass die Zahl der Jugendlichen abnimmt, die dem Alkohol zu sehr zuspricht. Lichtenstein: „Die merken, das wir drauf gucken.“
Worum sich das Kommissariat noch kümmert: um jugendliche Intensivtäter. Also solche, die immer wieder straffällig werden. Davon gibt es so rund 20 in der Stadt. Warum manche Jugendliche ständig gegen das Gesetz verstoßen, ist eine Frage, die sich nicht so einfach klären lässt. „Der entsprechende Umgang oder fehlende Sozialkontrolle können Ursachen sein“, sagt Lichtenstein.
Und Polizeisprecher Uwe Weighardt erzählt dann die Geschichte von einem 16-Jährigen, der immer und immer wieder Mofas und Mopeds klaute. Ein engagierter Sachbearbeiter der Polizei wollte ihm helfen. Wollte wissen: „Du bist doch ein intelligenter Mensch, warum machst du das?“ Der Jugendliche gab schlicht „Langweile“ für sein kriminelles Verhalten an. Der Sachbearbeiter vermittelte ihn an einen Kanuverein.
Der 16-Jährige legte sich da ins Zeug. Alles war wunderbar, bis plötzlich die Diebstähle wieder los gingen. Als der Sachbearbeiter nach dem Grund fragte, erklärte der Dieb: „Ich war so gut, da haben sie mich in ein Einer-Kanu gesteckt, da war ich wieder alleine.“ Fortan durfte er wieder mit anderen gemeinsam in einem Kanu rudern.