Die CDU sollte auf der Hut sein. Gut möglich, dass Walter Paßgang die Bürgernähe der Christdemokraten inkognito auf den Prüfstein stellt.
So wie 1986, als Stadtprinz Walter II. vor dem Aschermittwochs-Fischessen die ehrenwerte Karnevalsgesellschaft ein stückweit blamierte: Als Bettler verkleidet erntete er vor dem Eingang zum Festsaal keinen Pfennig, aber viele abschätzige Gesten.
„Wir müssen uns an jeder Theke Notizen machen“, lautet das kommunalpolitische Credo Paßgangs. „Und jedem Anruf nachgehen. Egal, ob sich Bürger ärgern, weil Blätter ihre Dachrinnen verstopfen oder Baustellen nicht vorwärts kommen.“
Sich kümmern, das lernte der heute 65-Jährige von Kind auf. Geboren in Ebingen (Württemberg), kam er, vier Monate alt, allein mit seiner Mutter nach Oberhausen und wuchs in Vondern auf – mit Blick auf die schöne Burg. Der Vater, ein orthopädischer Schuhmachermeister, blieb vermisst im Krieg zurück. „Wir standen viele Jahre intensiv im Kontakt mit dem Suchdienst des DRK“, erinnert sich Paßgang.
Bergbaukindergarten, Overbergschule, Messdiener in St. Pankratius – Kindheit und Jugend auf der Glückaufstraße prägten Walter Paßgang, der seitdem vor allen Dingen eines ist: Osterfelder.
Daran änderte auch der Umzug 1967 nach Rothebusch nichts. Seine erste Stelle trat Paßgang nach der Lehrzeit bei der Stadt Oberhausen im Standesamt Osterfeld an, seit 1974 ist der Diplom-Verwaltungswirt „Stadtinspektor auf Lebenszeit“, seine originäre Laufbahn als Verwaltungsbeamter endete 1990 im Sozialamt.
Sieben Jahre erst war er da in der CDU, deren Fraktion er fortan die Geschäfte besorgen sollte. Nicht nur das, 1995 wählten ihn die Mitglieder zum Parteivorsitzenden (bis 2003 blieb er das), 1999 trat er bei der ersten direkten Wahl eines Oberbürgermeisters gegen „den Macher Burkhard Drescher“ an. Mit 37 Prozent erreichte er dabei das bislang beste Ergebnis eines CDU-Mannes in der SPD-dominierten Stadt. Gegen einen Klaus Wehling, davon ist jedenfalls Paßgang bis heute überzeugt, wäre das Rennen offener gewesen.
„Jetzt kommt Paßgang“, lautet ein Motto im volksnah inszenierten Wahlkampf. Auf dem Kotflügel einer mit roten Herzen versehenen Ente auf der grünen Wiese des Luise-Schröder-Heimes posiert der 54-Jährige für die Fotografen. Im Hintergrund ist der Schimmel des Osterfelder St. Martin zu sehen. Paßgang organisiert Fahrten mit der Santa Monika und verteilt Liederbücher ans Wahlvolk. „Noch heute rufen Menschen an und fragen, ob ich davon noch welche habe.“ (Hat er. 15 Stück, die aber nur noch verliehen werden.)
„Die Ente habe ich damals von Marie-Luise Dött bekommen“, sagt Paßgang. Dass er mit dazu beigetragen hat, diese Frau als CDU-Bundestagsabgeordnete für den Oberhausener Wahlkreis zu gewinnen, zählt er zu seinen politischen Erfolgen. „Das war ein guter Griff. Sie macht nur zu wenig daraus.“
Und was hat Walter Paßgang in 20 Jahren für die Fraktion getan? „Wenn ich dazu beitragen konnte, dass wir als Opposition immer konstruktiv mitwirken, um das Weiterleben dieser Stadt in schwierigen Zeiten zu organisieren, dann stellt mich das zufrieden.“ Dazu gehöre ganz besonders, auf Fehler der Mehrheit aufmerksam zu machen, die sich langfristig negativ auswirken. „Dass die Fraktion geschlossen zusammensteht und jeder seinen Beitrag leistet, ehrenamtlich zumal, das freut mich ebenso.“
Wer Walter Paßgang reden hört, der weiß, die Rente mit 67 kommt für diesen Mann zu spät. Zur Freude von Ehefrau Hanna und den Töchtern Stephanie und Christina; diese ließen es nämlich gerade noch einmal zu, dass er drei Monate anhängte, um die 20 Jahre als Fraktionsgeschäftsführer voll zu kriegen.
Jetzt geht Paßgang. Von Berufs wegen. Als Karnevalist, Vorsitzender des Osterfelder Bürgerringes und Vorstandsmitglied des Förderkreises der Burg Vondern gibt es noch reichlich zu tun für den Pensionär, der zudem gern angelt und Rad fährt.
„Meine Termine bestimme ich ab sofort selbst“, lässt Paßgang ein klein wenig Freude aufs Rentnerdasein durchblicken. „Und ich kann endlich auch einmal unrasiert die Brötchen holen.“ Vielleicht hilft das einigen, den Osterfelder Bürger Walter Paßgang nicht immer durch die CDU-Brille zu sehen, sondern als Menschen, der einfach gern für andere da ist.